Doom aus Chile klingt fast so wie Doom aus Finnland: finster, gemein, intensiv. Das zumindest gilt, wenn Chiles Vorzeige-Doomer Mar De Grises zur Komaparty laden. Slow-Motion-Riffs gibt es auf STREAMS INWARD zwar kaum, dafür eine XL-Flasche Schnaps mit Rasierklingen drin. Musikalisch heißt das: Mid-Tempo-Songs mit zumeist surrenden Gitarren auf einem Doublebass-Gerüst, ein keifender Sänger, wütende Verzweiflung.
Nach den ersten 20 Minuten voll Leid öffnet sich die Erde dann vollends – drei Minuten Soundscape, Langsamkeit, Störgeräusche und verblassende Klangfarben, bevor Song fünf die volle Breitseite gibt: Akustik-Part, aufschwellende Riffs, Klargesang im Kontrast zum Front-Gekeife, Abwärtsakkorde, einsame Lead-Gitarre, da geht alles. Und das Album ist gerade mal halb durch.
STREAMS INWARD bedient zwar die meisten Erwartungen an Doom Metal, nimmt sich, was gerade gebraucht wird, aus den Standards, klingt aber angenehm eigenständig, abwechslungsreich und eben nicht nach der bekannten Candlemass-Schule, dem Funeral Doom-Trauerzug oder Drone-Experimenten – selbst wenn ein Song auch mal in elektronische Momente gebrochener Disharmonie verschwinden kann. Mar De Grises legen ein ungemein starkes Album vor, das zwischen Kerzen, Wein und Headbangen komplett überzeugt.
Tobias Gerber
Diese und viele weitere Rezensionen gibt es in der September-Ausgabe des METAL HAMMER.
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