Im Zuge der Erwartungshaltungen, die das EP-Debüt von Phil Campbells neuer Band bei manch altem Fan gewiss mit sich bringt, ist es durchaus sinnvoll, das Pferd etwas weiter von hinten aufzuzäumen. ‘No Turning Back’, der vierte Song von fünf, funktioniert nämlich gleichsam als Brückenschlag zwischen Vergangenheit und Gegenwart:
In der Strophe durch Riff und Rhythmus ist die Motörhead-Handschrift unverkennbar; genauso prescht die Nummer jedoch auch in jenes Alternative RockTerrain vor, welches die übrigen Stücke deutlich stärker dominiert. Ein Einfluss, der neben Sänger Neil Starrs (Attack! -Attack!, Dopamine) stimmlicher Färbung sicher auch auf die musikalische Sozialisation von Campbells Söhnen Todd (Gitarre), Tyla (Bass) und Dane (Drums) zurück-zuführen ist, die hier mit ihrem alten Herrn die Bastard Sons-Besetzung bestreiten.
Während der lässige Opener ‘Big Mouth’ an Party-Hard Rock im Stil späterer Slash-Solo-veröffentlichungen erinnert, geht es mit ‘Spiders’ schon deutlich düsterer und grunge-geschulter zu. ‘Take Aim’ gleicht dies mit mo-dernem US-Rock-Ansatz jedoch wieder aus. Und das ungewöhnliche, fragile Balladenfinale in Form von ‘Life In Space’ hätte auch auf einer ganz anderen EP, Kik Tracees FIELD TRIP (1992), eine gute Figur gemacht.
Wer nur eine Fortführung markiger Motörhead-Traditionen erwartet (hat), könnte sich eventuell irritiert zeigen. Wer hingegen Spaß an ungezwungenem, aus der Hüfte geschossenem Rock hat und auch die frühen Neunziger nicht verteufelt, dürfte seine musikalischen Interessen durch Starr, Campbell und Söhne gut vertreten sehen.
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