Es gab Zeiten, in denen selbst Optimisten befürchteten, der Untergang ihrer Plattenfirma habe Requiem den Todesstoß versetzt. Sieben veröffentlichungsleere Jahre nach WITHIN DARKENED DISORDER strafen die Death Metal-Veteranen alle Zweifler Lügen – und nutzen GLOBAL RESISTANCE RISING als Ventil für die angestaute Wut. Als hätten die Räder nie stillgestanden, rattern die musikalisch in Floridas Todesszene verorteten Schweizer auf Anhieb in bewährter Tradition los:
‘For The Blind To See’ entfacht eine Welle von Blastbeat-Stürmen, die in der nächsten halben Stunde komplette Landschaften vernichten und in ‘Vultures’ oder ‘No Quarter Given’ Grind-Geschwindigkeiten erreichen. Wenn seine Waden nicht gerade epileptisch zucken, schüttelt sich Schlagzeuger Reto Crola daumendicke Schwinger aus den Ärmeln, die beispielsweise in ‘Lockdown’ Cannibal Corpse-Qualitäten annehmen und ‘DeEvolution’ zu einem gigan-tischen Banger erheben. Obwohl Überraschungen ausbleiben und GLOBAL RESISTANCE RISING trotz kurzer Spielzeit nicht ohne kleine Durststrecken auskommt, steckt das Album jüngere Ergüsse geistiger Nachbarn der Sorte Deicide oder Malevolent Creation in Sachen Hörspaß über weite Strecken in die Tasche.
Nicht nur, weil Requiem ballastfrei komponieren, sparsam mit (gewohnt morbiden) Soli haushalten und dem Bass in der dynamischen Iguana-Produktion erfreulich viel Platz einräumen, sondern auch, weil der auf WITHIN DARKENED DISORDER schmerzlich vermisste Michi Kuster wieder ins Mikrofon röchelt. Für Requiem ist die Totenmesse also noch nicht gelesen. Hier heißt es vielmehr: alles beim Alten statt altes Eisen!