Da Rush-Nerds diese Scheibe sowieso kaufen werden, nähern wir uns dem 20. Studioalbum der Kanadier mit den Ohren eines bislang zögerlichen Rush-Sympathisanten. Zunächst fällt auf, dass CLOCKWORK ANGELS trotz der beinahe 40-jährigen Bandgeschichte ein zeitgemäßes und ungewöhnlich hartes Werk ist, welches in seiner Frische auch Spätgeborene und Musiktheorie-Verweigerer beeindrucken kann. Die Songs wirken beim ersten Eindruck, als wären sie mal eben so ganz nebenbei entstanden und lassen durch ihre Leichtfüßigkeit jeglichen Gedanken an komplizierte Kopfmusik verblassen.
Schnell verliert man durch die verblüffend eingängig scheinenden Stücke die Prog-Scheu und versinkt unmerklich in einem Universum aus Klängen und Rhythmen. Dabei helfen die ersten Songs ‘Caravan’ und ‘BU2B’, welche bereits vor zwei Jahren als Vorboten veröffentlicht wurden und quasi als alte Bekannte das Tor ins musikalische Wunderland öffnen. Dort angekommen, gibt es schwelgerische Harmonien (‘The Wreckers’) und artistische Rhythmen (‘Seven Cities Of Gold’) zu entdecken, während man von eingeflochtenen orientalischen Elementen (‘The Anarchist’) verzaubert wird. Streicher und Keyboards, große Melodien und kleine Details, augenzwinkernde Selbstzitate, ein fantasievolles lyrisches Konzept der Reise durch eine wundersame Steampunk-Welt – auf CLOCKWORK ANGELS ist einfach so viel von allem!
Und trotz ihrer Fülle wirken die Songs nie überfrachtet, was auch an Produzent Nick Raskulinecz liegt. Dieser hat für Rush einen vielschichtigen und – im räumlichen Sinn – großzügigen Klangkörper geschaffen, in welchem die Musik ihre gesamte Pracht entfalten kann. CLOCKWORK ANGELS ist quasi eine Rock-Reise in 3D, kann im Rush-Kontext in der Top 5 des Band-Kataloges einsortiert werden und ist, um es mal ganz simpel zu formulieren, ein fabelhaftes, rundum fantastisches Album!
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