Immer und immer wieder wurde der Release verzögert; bis zuletzt stand nicht fest, welches Label sie in Europa vertreiben würde, und zwischenzeitlich hieß es sogar, sie würde dieses Jahr überhaupt nicht mehr erscheinen. Jetzt ist sie also doch draußen: Haben Slayer Kompromisse gegenüber ihrer Plattenfirma gemacht? Sind sie langsamer, geschliffener oder gar kommerzieller geworden? Nichts von alledem – im Gegenteil: Slayer sind härter, gnadenloser und besser als je zuvor! Schon der Opener ‚Angel Of Death‘ kracht derart brutal aus den Boxen, daß einem Sehen und Hören vergeht! Ein Riff jagt das andere, Break reiht sich an Break, Tom Arayas Organ klingt fieser und kraftvoller als auf allen anderen Veröffentlichungen der Band, und Dave Lombardo hämmert mit seinen hackenden Drums jedes noch so kleine Loch im Sound erbarmungslos zu. Die glasklare Produktion, die sich Rick Rubin und Slayer geteilt haben, setzt völlig neue Maßstäbe im Thrash Metal und dürfte an purer Brutalität kaum noch zu übertreffen sein. Bei aller Härte haben Slayer aber auch im technischen Bereich enorm zugelegt; die Hanneman/King-Soli klingen längst nicht mehr so unprofessionell wie auf SHOW NO MERCY oder HELL AWAITS, und die Riffarbeit ist durchsetzt von originellen, neuen Ideen, die in den zehn Stücken das vielen Thrash-Bands abgehende gewisse Etwas verleihen. ‚Piece By Piece‘, ‚Necrophobic‘ (textlich gewohntermaßen ungenießbar; der Titel sagt alles). ‚Altar Of Sacrifice‘, ‚Jesus Saves‘ (härtester Song aller Zeiten?), ‚Criminally Insane‘, ‚Reborn‘, ‚Epidemie‘, ‚Postmortem‘, ‚Raining Blood‘-jeder Track ist ein wahrer Hammer und verdient als Bezeichnung ‚Klassiker‘. Mit diesem Album werden Slayer den endgültigen Sprung von der Underground-Band zum namhaften Erstliga-Act schaffen – auch wenn sie sich aufgrund der sadistischen, nach wie vor oft gewaltverherrlichenden Texte nicht besonders viel Airplay erhoffen dürfen. REIGN IN BLOOD ist eines der besten Thrash-Alben aller Zeiten geworden und rechtfertigt die Höchstnote. Da fällt auch die dürftige Gesamtspieldauer von 28 Minuten nicht mehr ins Gewicht, denn wen stört’s schon, wenn man nach spätestens fünf Stücken sowieso im Koma liegt?
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