Dass RESIDENT HUMAN keine leichte Kost ist, stellt bereits der Opener ‘Dissipating’ klar. Ein zwölfminütiger Komplex aus Gegensätzen, die einander ablösen: die Ruhe und die Energie, Konsonanzen und Dissonanzen, gerade und ungerade Taktarten. Allein das Intro braucht über drei Minuten, um sich aufzubauen, ehe der melancholische, klare Gesang einsteigt. Die markanten Unterschiede wecken teils den Eindruck, als hätten Wheel verschiedene Songs zusammengepuzzelt. Erst durch die wiederkehrende Melodie der Gitarre, die den Einstieg und später das Ende übernimmt, wird die Sache schlüssig. Nicht jeder Song des Albums stellt solch einen Koloss dar, die Dauer variiert zwischen zwei und zwölf Minuten. Für den Anspruch der Musik spielt das jedoch keine Rolle, denn dieser bleibt unverändert. Wheel sind in Atmosphären abgedriftet, die fern von alltäglichen Gewohnheiten liegen.
🛒 RESIDENT HUMAN bei AmazonSie haben sich befreit von den Grenzen, die das gängige Songwriting mit sich bringt. Damit lassen sie sich mit Bands wie etwa Tool vergleichen, die sich ebenfalls ihre eigene Denkweise erarbeitet haben. Spannend ist, dass Wheel dabei genau auf der Grenze bleiben, welche die Welten voneinander trennt: Man spürt etwa den Groove in ‘Hyperion’ und folgt dem einprägsamen Gesang, verliert sich jedoch schnell in der Polymetrik des Schlagzeugs. Ein groteskes Schwanken zwischen Eingängig- und Orientierungslosigkeit. Zugegeben, auf Dauer wird das anstrengend. So ist RESIDENT HUMAN ein starkes Werk, das jedoch viel Durchhaltevermögen verlangt.
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