Was im Kalifornien der Neunziger als Black Metal (genauer gesagt Depressive Suicidal Black Metal) begann, ist heute nicht weniger depressiv – gleichwohl um Längen softer. Nach der Auflösung 2010 und dem Comeback 2015 musste offenbar etwas Neues her. Das Ergebnis: Neofolk mit höchst trübsinnigen Tendenzen. Genau das spiegelt sich auch im Klangbild von VICTIMS OF THE TIMES wider. Kollege Müller bezeichnete das metallische Riffing von Xasthur einst als „atmosphärisch, depressiv, oft obsessiv monoton.“ Nun wurde die E-Gitarre gegen die Akustikklampfe getauscht – das Urteil fällt jedoch ähnlich aus. Akkorde und ganze Melodien wiederholen sich, sodass sich am Ende der 22 Lieder das Gefühl einstellt, eine einzige, nicht enden wollende Nummer gehört zu haben. So lassen sich einzelne Stücke auch schwer hervorheben.
🛒 VICTIMS OF THE TIMES bei AmazonEinzig der wohlklingende und werbeträchtige Titel ‘Benefits Of Dying’ überrascht anfänglich mit einem hintergründigen Melodiebogen, welcher dem Ganzen eine leichte Epik verleiht. Definitiv interessant. Bei ‘In Search Of Sanity’ scheint der Titel Programm. Was Scott „Malefic“ Conner zur Umsetzung (man möchte es fast nicht Melodie nennen) dieser Nummer bewogen hat? Ein einziges Klangwirrwarr, dessen Konzept (so es denn eines gibt) sich wohl nur Gleichgesinnten erschließt. Wenngleich die Gesamtheit dieses Werks auf unerklärliche Weise etwas Schönes und Zauberhaftes hat – als wäre man in einer äußerst bizarren Märchenwelt gefangen –, lautet das klare Schlusswort: Geschmackssache.
***
Du willst METAL HAMMER lesen, aber kein Abo abschließen? Kein Problem! Die aktuelle Ausgabe portofrei nach Hause bestellen: www.metal-hammer.de/heftbestellung
***