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Heaven Shall Burn: Letzte Bastion

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Das komplette Interview mit Heaven Shall Burn findet ihr in der METAL HAMMER-Juliausgabe 2025, erhältlich am Kiosk oder indem ihr das Heft bequem nach Hause bestellt. Noch einfacher und günstiger geht’s im Abo!

Rückkehr zu den Wurzeln

Doch wie passen die Antikriegsbotschaften und Loblieder auf persönliches Engagement zum romantisch verklärten Bild vom röhrenden Hirsch auf Eliran Kantors einmal mehr herausragendem Artwork und den im Thüringer Wald geschossenen Pressefotos? Beides scheint eher zum Heimatbegriff des anderen politischen Lagers zu passen, das sein Zuhause gegen alle „Einflüsse von außen“ verteidigen will. Eine kalkulierte Provokation der eigenen Blase? Die Band selbst musste Marcus Bischoff zufolge einmal durchschnaufen, als ihr Anführer mit der Titelidee ankam. Dieser will bestimmte Begriffe nicht der anderen Seite überlassen, sondern das Gespräch suchen.

Er selbst erkennt darin nicht nur eine lokale Komponente, sondern vielmehr eine „geistige Heimat“ mit Grundüberzeugungen, moralischen Werten und über Jahre gefestigten Haltungen. „Eine Heimat ist idealerweise etwas, wohin man zurückkehren kann“, grübelt er, und fügt hinzu, seinen Geburtsstaat DDR gäbe es nun einmal nicht mehr. In Ausnahmesituationen – wie einer Pandemie – könne man im Bestfall auf die eigenen Grundwerte zurückgreifen und damit Bestätigung erfahren.

Heimatverlust

„Diese Grundfesten wurden durch das, was Heimat ist, definiert – wo man herkommt, mit wem man aufgewachsen ist und was man durchleben musste. Für mich sind meine Grundüberzeugungen das Ergebnis von Heimat.“ Er regt dazu an, die eigene Lebensgeschichte zu hinterfragen. „Wer sich daran erinnert, dass die eigene Großmutter aus Ostpreußen oder dem Sudetenland vertrieben wurde, hat Flüchtlingen gegenüber vielleicht eine andere Einstellung.“ Grundsätzlich plädiert der Künstler dafür, den Begriff von der Vergangenheit zu lösen und ihn in Gegenwart oder sogar Zukunft zu denken. „Ich glaube, viele mit Heimatverlust zusammenhängende Probleme, sind – jenseits vom Politischen – stinknormale Coming Of Age-Geschichten.

Die Welt verändert sich, und damit geht ein Stück Heimatverlust einher, weil es nicht nur ein Raum ist, sondern auch eine Zeit. Damit kommen viele Leute nicht klar. Ich bin mir sicher, dass viele Populisten dem hinterherrennen, weil sie mit diesem Verlust nicht klarkommen und diese gute alte Zeit versprochen kriegen.“ Bischoff interpretiert den Begriff hingegen eher lokal. Zu seiner Heimat zählt er neben Saalfeld mittlerweile auch den Odenwald, wo seine Partnerin herkommt. Auch die Band und ihre Freundschaft stellt für die fünf Musiker eine Art Heimat dar. „Es ist komplett individuell“, nickt ­Maik Weichert. „Deshalb ist es völliger Wahnsinn, jemandem einen Heimatbegriff überstülpen zu ­wollen. Für manche sind es Menschen, für andere Orte, und für viele ist es eine Zeit.“

Nie vergessen

Abseits vom Philosophischen unternimmt die Band selbst einige Schritte zurück zu ihren Wurzeln. Zum einen musikalisch – so erkennt Bischoff im neuen Material eine leichte Rückbesinnung auf ältere Phasen à la ANTIGONE (2004) oder DEAF TO OUR PRAYERS (2006), die laut Weichert eher auf Produzent Dietz als seine Intention zurückgeht. Zudem huldigen die Thüringer mit dem Killswitch Engage-Cover ‘Numbered Days’ (unter Mitwirkung von Sänger Jesse Leach) ihren eigenen Genre-Wurzeln sowie den Vorreitern der damals neuartigen Bewegung. „In letzter Zeit werden wir seltener als Metalcore-Band bezeichnet“, sinniert der Komponist. „Wir machen keine andere Musik und zählen trotzdem oft nicht mehr als Metalcore – nicht, weil wir uns wegbewegt hätten, sondern weil sich die Musik von uns wegentwickelt hat.“

Zum Dritten kehren Heaven Shall Burn live in ihre Heimat zurück: Sie zocken als Headliner auf dem Rockharz, aber auch in kleinen Clubs, wo ihre Karriere einst begann. „Für eine Band ist das eine tolle Übung. Ab einem bestimmten Level und mit einer Produktion ist es kein Problem, als Headliner in Wacken eine perfekte Show abzuliefern“, schließt Weichert. „In einem Club unter beschissenen Bedingungen die Leute zu rocken, schafft nicht jede Hochglanz-Band. Dass das immer noch funktioniert, ist wirklich wie eine Rückkehr in die Heimat, zu den Ursprüngen.“ Der Sänger nickt: „Wir haben nie vergessen, wo wir herkommen und wie wir angefangen haben. Dort wird es wahrscheinlich auch enden.“

Video: HEIMAT in der Heimat

METAL HAMMER trifft Heaven Shall Burn am Hohenwartestausee in Thüringen, um anlässlich des neuen Albums über Heimat zu sprechen.

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Welche Gedanken hinter HEIMAT stecken und wo die Karriere der bis heute als Hobby-Musiker agierenden Gruppe ihren Anfang nahm, lest ihr in der METAL HAMMER-Juliausgabe 2025, erhältlich am Kiosk oder indem ihr das Heft bequem nach Hause bestellt. Noch einfacher und günstiger geht’s im Abo!

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Heaven Shall Burn: Konzertabbruch und Krankenhaus

[Update vom 10.06.2025] Heaven Shall Burn haben einen Ersatz für Marcus Bischoff gefunden und können ihre Tournee fortsetzen. Alles Weitere dazu hier. [Update 8.6.2025, 18:30 Uhr] Nach dem Abbruch des Rock am Ring-Konzerts und Gesundheits-Check im Krankenhaus, meldet sich Heaven Shall Burn-Sänger Marcus Bischoff mit einem Update zu seinen Stimmproblemen. Die nächsten Konzerte müssen wohl ausfallen, damit er sich von einer Infektion erholen kann: “Hello my friends. As promised, I want to give an update on the situation. I was in the hospital last night and had a specialist examine me. Apparently, I’ve picked up an unnoticed infection. Unfortunately, this means…
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