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In Extremo-Frontmann: 40 Jahre auf der Bühne

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Wir schreiben das Jahr 1981. In einer Kleinstadt in Thüringen steht ein kurz zuvor im Mai 17 Jahre alt gewordener Bursche auf der Bühne seines Schulabschlussfestes und gibt zusammen mit ein paar Freunden einige Songs zum Besten. Seine Band nennt sich Nr. 13, und auf seiner Akustikgitarre ist der Tonabnehmer draufgeklebt, weil er für ein besseres Instrument  nicht genug Geld hat. Natürlich ahnt damals niemand, dass an diesem Tag der Startschuss für eine absolut beeindruckende Karriere im Musik-Business fällt und diese ihn mit In Extremo rund um die Welt führen wird.

Der junge Mann, Jahrgang 1964, heißt Michael Robert Rhein und ruft einige Jahre später die Mittelalter-Rock-Band In Extremo ins Leben, die national und auch international für Furore sorgt. Top-Chart-Platzierungen für ihre Alben, siebenstellige Verkaufszahlen, vielfaches Edelmetall und Konzerte/Tourneen in aller Herren Länder stehen bei dieser Formation auf der Habenseite. Frontmann Micha Rhein feiert dieser Tage sein 40-jähriges Bühnenjubiläum — ein guter Zeitpunkt also, um seine Karriere von Beginn an Revue passieren zu lassen.

Seine Begeisterung für Musik begann bereits Mitte der 1970er, als er im Alter von elf Jahren eine erste Rock-Band live erlebte, die auch heute noch legendäre Klaus Renft Combo. O-Ton Micha Rhein: „Da is‘ mir die Kinnlade runtergeknallt.“ Die eigenen Band-Ambitionen nahmen Anfang der Achtziger richtig Konturen an. Er nennt neben oben genanntem Schul-Gig noch ein zweites „allererstes“ Konzert als Einstieg in diese Welt. Sein alter Lehrer war von besagtem Auftritt so begeistert, dass er der Gruppe die Chance für eine weitere Möglichkeit auf der Bühne gab. Micha Rhein: „Er war Ferienlager-Leiter. Da haben wir gespielt, vor diesem Ferienlager, und da waren wir die Kings. Angereist mit dem Zug und getrampt sind wir, mit unseren Instrumenten. Das war unser erster offizieller Auftritt, am 15. oder 16. Juli, das weiß ich leider nicht mehr genau.“

Vom Knast zum Mittelalter-Konzert

Micha Rhein hat die DDR-Rock-Szene der 1980er und auch die wachsende Opposition gegen die Lebensumstände im Arbeiter- und Bauernstaat aus erster Hand miterlebt. 1983 sah er die im dortigen Underground hochbeliebte Blues Rock-Band Freygang. In dieser war übrigens der heutige In Extremo-Bassist Kay Lutter lange Zeit aktiv. Mit ihren systemkritischen Texten waren sie quasi das Pendant zu Ton Steine Scherben im Westen und handelten sich teils mehrjährige Auftrittsverbote ein. „Da war’s um mich komplett geschehen“, bekennt er. „Ab jetzt will ich nur noch das. Da war mir Schule und alles völlig egal.“ Mit seiner eigenen Truppe ist er Freygang und anderen Bands dieser Szene, wie etwa Monokel, hinterhergereist, und sie haben die gleichen Lieder gespielt. „Wir haben die abgekupfert, natürlich auch schlecht. Aber das war Rock’n’Roll, das war unser Lifestyle.“

Seine Band Nr. 13 wurde 1985 verboten. Micha Rhein: „Die Stasi hat uns in Neukirchen bei Eisenach schlichtweg von der Bühne weg verhaftet. Und ich bin tatsächlich in den Knast gewandert.“ Die Gruppe, immer noch in gleicher Besetzung, benannte sich kurzerhand in Einschlag um. 1987 folgte dann das nächste Verbot. Er ging endgültig nach Berlin und trat der dortigen Band Noah bei. „Die haben mich dann als Sänger geholt“, erklärt er, „weil wir kannten uns auch bereits. Ich hab‘ da aber innerhalb von ’nem Vierteljahr das ganze Programm umgekrempelt. Das war dann, vom Repertoire her, praktisch wieder die Nr. 13-Band.“

Nach der Wende, als alle im Osten nur noch West-Bands sehen wollten, spielte er selbst manchmal vor nur 10, 15 Leuten. Aus finanziellen Gründen muss er in einer Bar kellnern. Dort fragt ihn ein Musiker, ob er am nächsten Tag bei einem Mittelalter-Konzert in Rostock als Drummer fungieren könne. Er kann und ist so dermaßen beeindruckt, dass er noch am selben Abend unter dem Namen Pullarius Furcillo seine eigene Mittelalter-Formation gründet, mit der er dann auf einschlägigen Märkten neben Dudelsack- und Trommel-Musik auch alles mögliche andere zwischen Akrobatik, Feuerschlucken und Puppenspiel darbot.

„Es muss verrockt werden!“

Daraus nimmt, nach vielen Auf und Abs und der musikalischen Zutat Rock („… ich hab‘ immer gesagt, das muss verrockt werden!“), in der zweiten Neunziger-Hälfte das Projekt In Extremo langsam aber sicher Formen an. Anfangs spielt man in allen möglichen Dorfsälen und ist fast pleite. Alsbald aber, nach ersten Chart-Erfolgen und ständig wachsender Publikumsresonanz, in riesigen Hallen und Stadien oder bei Rock am Ring/im Park. Ihr Middle Age Metal fasziniert, die Verbindung aus mittelalterlichem und klassischem Rock-Instrumentarium, folkloristisch-archaischen wie auch modernen Rhythmen sowie Mitsing-Hymnen in deutscher und/oder mundartlicher Sprache sucht stilistisch seinesgleichen. Micha Rhein: „Wir sind da sicherlich Pioniere, haben diese Rock-Variante mit mittelalterlichen Elementen tatsächlich ins Leben gerufen.“

Gerade aber auch die ersten Jahre seiner Karriere beeinflussen ihn bis heute. Von der Lebenseinstellung her ist er Anarcho und Punk geblieben, lässt sich von niemandem was sagen und hat das Herz am richtigen Fleck. Micha Rhein: „Wir sind genauso geblieben wie vorher… Wir kochen alle mit Wasser und sitzen alle in einem Boot… Auch bei der Nr. 13-Band, wir haben da alles geteilt, von Anfang an, das war Gesetz… Dieser ganze Werdegang vor In Extremo, das hat einen ja geprägt. Man hat auch Dreck gefressen. Und das ist auch wichtig, find‘ ich… Dieser Schmutz unterm Fingernagel, wie Udo Lindenberg ihn besingt, auch eins meiner Lieblingslieder, das ist so auf den Punkt gebracht, das musst du einfach haben. Wenn du das nicht hast — Augen auf bei der Berufswahl.“

Dass er offenen Auges und Ohres durchs musikalische Leben geht, hat Micha Rhein jedenfalls längst bewiesen. Seine Rückblicke auf all diese Performance-Zeiten teilt er ab heute in verschiedenen Video-Interviews (samt eindrucksvollen Fotos!) auf Social Media-Kanälen wie beispielsweise Facebook und YouTube.

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Slipknot arbeiten offenbar an neuen Masken

1999 kam das Band-betitelte Debütalbum von Slipknot auf die Märkte dieser Welt. Die Band feiert das 25. Jubiläum der Platte mit diversen Aktionen. Nun sieht es so aus, als ob eine davon sein könnte, dass sich die Musiker neue Masken für diesen festlichen Anlass gestalten lassen. Dies legt zumindest ein Post von Frontmann Corey Taylor nahe. Der Sänger teilte ein Bild, auf dem (vermutlich) er unter einer zähflüssigen, klebrigen Masse (vielleicht Silikon?) zu sehen ist. Alles neu machen Slipknot? Dazu schrieb lediglich der 50-Jährige: "#25". Slipknot haben das Foto daraufhin angeblich in ihren Storys geteilt. Das ist die eine Geschichte um…
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