Höher, schneller, weiter? Nein, Axel Rudi Pell jedenfalls will sich diesem gängigen Diktat der Musikbranche nicht unterordnen. Der frühere Steeler-Gitarrist weiß, was seine Fans von ihm erwarten, und verabreicht deshalb seinem neuesten Studioalbum eine angenehm gemäßigte Gangart. Fanden sich auf TALES OF THE CROWN (2008) noch vereinzelt progressive Elemente, herrscht auf THE CREST wieder jener lupenreine Hard Rock, mit dem Pell selbst aufgewachsen ist.
Die Songs sind allesamt auf die raue, warme Stimme seines amerikanischen Sängers Johnny Gioeli zugeschnitten und traditionell arrangiert. Hektische Doublebass-Passagen, Gitarren-Soli jenseits der Überschallgrenze, gellendes Metal-Geschrei oder brachiale Gitarren-Riffs: Dies alles findet hier gottlob nicht statt. Stattdessen beweist Pell erneut, dass er ein sicheres Gespür für eingängige Gesangsmelodien und feine Gitarrenharmonien besitzt.
Man könnte das fehlende Überraschungsmoment bemängeln, wüsste man nicht genau, dass gerade diese Tatsache vom Pell-Klientel so geschätzt wird: Wer auf THE CREST wartet, hat bereits Scheiben wie NASTY REPUTATION (1991) oder OCEANS OF TIME (1998) in seiner Sammlung und möchte nun die gleiche Qualität in aktuellem Gewand präsentiert bekommen. Genau das liefert THE CREST fast eine Stunde lang.
Matthias Mineur
Diese und viele weitere Rezensionen gibt es in der Mai-Ausgabe des METAL HAMMER.
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