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Crowbar Sever The Wicked Hand

Sludge, Century Media/EMI 12 Songs / 51:51 Min. / VÖ: 11.02.2011

6/ 7
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Foto: Century Media/EMI

Ja, zugegeben, es ist fies, gemein und egoistisch. Aber manchen Leuten wünscht man eben insgeheim gar kein völlig sorgenfreies Leben. Denn wenn sie nicht von ihrer Seelenpein angetrieben würden, fiele ihre Musik wohl weniger emotionsgeladen, authentisch und mitreißend aus. Kirk Windstein stellt das Paradebeispiel für diese Art von Künstler dar: Schon Anfang der Neunziger hat er mit seinem in Klangform gegossenen Leid (ʻI Have Failedʼ, ʻAll I Had (I Gave)ʼ) seine eigenen, aber eben auch unsere Qualen geheilt. Es gibt kaum eine Band im extremen Musikbereich, mit der man sich leichter und nachhaltiger identifizieren kann als mit Crowbar.

Donnerende Riffs und quälend-schöne Melodien als Motor der Katharsis, das hat zu Beginn der Band-Karriere funktioniert. Und es funktioniert auch heute noch, wie SEVER THE WICKED HAND nachdrücklich unter Beweis stellt. Denn Kirk Windstein kämpft nach wie vor. Auch während der sechsjährigen Crowbar-(Album-)Abstinenz seit LIFESBLOOD FOR THE DOWNTRODDEN, in der sich der 45-Jährige seinen anderen Betätigungsfeldern Down und Kingdom Of Sorrow widmete, trat seine Hauptband nie völlig in den Hintergrund. Crowbar sind Windsteins Fleisch und Blut. Und so scheint es nur folgerichtig, dass gerade jetzt, wenige Monate, nachdem er seinen persönlichen Dämon Alkohol niedergerungen hat, eine neue Platte veröffentlicht wird. Dieser Kampf, das Straucheln und das erneute Hochrappeln, musste verarbeitet werden, und das geht nirgends besser als in Crowbar-Songs. Punkt.

Und so ist es Kirk Windstein mit Hilfe seiner Mitstreiter Patrick Bruders (Bass), Tommy Buckley (Drums), Matthew Brunson (Gitarre) sowie Produzent Zeuss (Hatebreed, Shadows Fall) erneut gelungen, seine traumatischen Erfahrungen in ein Werk umzumünzen, das trotz seiner introvertierteren Basis stets universelle Gültigkeit besitzt: Scheiße bleibt Scheiße, aber es hilft, alles rauszulassen, ganz profan gesagt. Rein musikalisch bewegt sich Kirk Windstein dabei im gewohnten Crowbar-Stilrahmen. Die Brüche zwischen zähen Riffs, bretterndem Hardcore und herzzerreißenden Melodien sind auch die Markenzeichen von SEVER THE WICKED HAND, wobei der Harmonieanteil mehr Raum einnimmt. Das wird besonders in den Höhepunkten des Albums deutlich: in ʻAs I Become Oneʼ beispielsweise, das sich von einem peitschenden Wutbrocken zu einem melancholischen Instrumental wandelt und einem die Tränen in die Augen treibt.

Weitere herausragende Momente: der hyperdynamische Opener oder das für Crowbar-Verhältnisse extrem ruhige ʻA Farewell To Miseryʼ, das durch den nahtlos anschließenden Hassausbruch ʻProtectors Of The Shrineʼ noch zusätzlich an Kraft gewinnt. Allein dieses Arrangement macht deutlich: mit SEVER THE WICKED HAND sind Crowbar nicht nur zurück, sondern haben auch das Potenzial, frische Akzente in der Szene zu setzen und ihr so neue Impulse zu geben.

Kommentare der Redaktion

Crowbar werden niemals die größte Band der Welt. Das liegt auch daran, weil Kirk Windstein und Kollegen ihre Musik seit jeder trendresistent konzipiert haben. Auch SEVER THE WICKED HAND quillt über vor authentisch-doomigen Riffs und depressiv herausgepressten Gesängen. Es ist eine echte Wonne, in dieser Metal-Melancholie zu baden. Crowbar haben Herz, mächtige Songs und so unfassbar viel Seele – und sind daher eben doch eine große Band!
Matthias Weckmann (6 Punkte)

Dass von Crowbar irgendwann nochmal ein Album kommt, hätte wohl niemand so richtig geglaubt. Und dann ist es auf einmal da. Zack! Die Euphorie hält sich landesweit einigermaßen im Zaum, allerdings macht der schwere Moll-Mix von Tante Kirk durchaus einen schlanken Fuß. Und seine Stimme ist nach wie vor einzigartig. Ein Soundchecksieg ist dennoch gleichermaßen überraschend wie verdient in diesem Monat. Der alte dicke Mann hat diese Anerkennung verdient.
Anzo Sadoni (5 Punkte)

Kirk Windstein ist der Ernest Hemingway unter den Sludge-Monstern, und SEVER THE WICKED HAND sein Meisterwerk. Der alte Mann und das Mehr: mehr lyrische Tiefe, mehr musikalische Wucht, mehr Dichte. Allein die verzweifelte Göttergabe ‘Let Me Mourn’ rechtfertigt den Kauf. Wenn der Graubart jetzt noch singen könnte, gäbe es ohne Zucken die Höchstnote.
Jakob Kranz (6 Punkte)

Sogar für Sludge-Verhältnisse bewegen sich Crowbar in eher tektonischer Geschwindigkeit. Mit SEVER THE WICKED HAND zeigen die Mannen um Bartmonster Kirk Windstein nach sechs Jahren Funkstille der jungen Garde mal eben die Grenzen auf. Das gelingt vor allem in extrem doomigen Nummern wie ‚Liquid Sky And Cold Black Earth‘ auf absolut beeindruckende Art und Weise. Heavy und bewegend – Respekt!
Robert Müller (5 Punkte)


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