Fast jeder – angefangen mit Ihsahn selbst – wird euch erzählen, dass sein vorliegendes zweites Soloalbum eine direkte Fortsetzung von THE ADVERSARY ist. Natürlich ist es das: Es gibt keine stilistische Neuorientierung und erst recht keine Auferstehung Emperors unter seinem Namen – selbst wenn der Opener ‘Misanthrope’ schon ganz ordentlich losklöppelt.
Aber der einstige Frontmann der Black Metal-Legende hat nicht nur schlicht an sein Solo-Debüt angeknüpft, sondern so ziemlich alles besser gemacht, was bei THE ADVERSARY noch nicht hundertprozentig überzeugend war. Das betrifft vor allem die Güte des Songwritings: Hier hat sich Ihsahn zu einem – ihm sicher nicht immer leicht gefallenen – „Weniger ist mehr“ durchgerungen. ANGL ist eine im besten Sinn des Wortes Sammlung von neun guten bis überragenden Titeln – keiner muss sich an den anderen anlehnen, doch gemeinsam zeichnen sie ein ebenso geschlossenes wie abwechslungsreiches Bild von dem, was Ihsahn im Kopf herumspukt, wenn er sich nicht gerade an Folk-Experimenten (Hardingrock) oder moderner Electronica (Star Of Ash) versucht.
Interessanterweise ist der Song, der sicher am meisten Aufmerksamkeit erregen wird – nämlich das von Opeths Mikael Åkerfeldt eingesungene ‘Unhealer’ – nicht nur ein toller Entwurf dessen, wie Opeth heute auch klingen könnten, sondern zudem nicht einmal der beste Track des Albums. Diese Auszeichnung gebührt zu gleichen Teilen dem enorm expressiven, proggigen ‘Emancipation’ und dem düsteren, mit herrlich kaskadierenden Riffs operierenden ‘Elevator’.
ROBERT MÜLLER
(Diese und viele weitere Rezensionen findet ihr in der METAL HAMMER Juli-Ausgabe!)
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