L.A. Guns’ größtes Problem war immer schon, dass die Band kein echtes Klassikeralbum vorweisen kann. Weder das Band-betitelte Debüt noch COCKED & LOADED hatten selbst zur absoluten Blütezeit des Sunset Strip-Sounds das nötige Durchschlagskaliber. Danach wurde es noch schwieriger. Klang das artfremde HOLLYWOOD VAMPIRES wenigstens noch wie ein tolles, etwas härteres Stevie Nicks-Album, dominierten schon bald personelle Zerwürfnisse den Werdegang der Band.
Mit dem ersten gemeinsamen Album seit WAKING THE DEAD (2002) sieht sich auf THE MISSING PEACE zumindest das Kernkompetenz-Team aus Sänger Phil Lewis und Saitenkraft Tracii Guns wiedervereint. Ungeachtet dessen, das Lewis’ Gesang immer noch mehr Trademark-Qualitäten als Guns’ Gitarrenspiel besitzt, sind auch diese zwölf neuen Songs eine durchwachsene Angelegenheit. Stilistisch mäandernd bleibt fehlende charakteristische Konsistenz das Grundproblem der Guns.
Nicht, dass Songs wie das Deep Purples ‘Highway Star’ würdigende ‘Speed’, das nach Ratt riechende ‘The Devil Made Me Do It’ oder das wie eine unheilige Kreuzung aus ‘Ballad Of Jane’ und Oasis’ ‘Wonderwall’ anmutende ‘Christine’ schlecht wären – doch so richtig will der Begeisterungsfunke bei diesem Glam-/Classic-/Hard Rock-Gemischtwarenladen nicht überspringen. Und der Versuch, mit dem opulent orchestrierten ‘Gave It All Away‘ in die Fußstapfen von Led Zeppelin zu treten, macht nur deutlich, dass deren Stiefel doch etliche Nummern zu groß für Leute wie Lewis und Guns sind.