Im Death Metal-Kontext denkt wohl jeder beim Terminus Lepra zunächst natürlich folgerichtig sofort an einen Klassiker, nämlich das LEPROSY-Album von Death. Doch das könnte sich mit ein wenig Glück allerdings bald ändern, denn Leper Colony haben das Potenzial, zu einer festen Größe im Death Metal-Genre zu werden. Das liegt nicht nur daran, dass Marc Grewe (Insidious Disease, Ex-Morgoth) und Rogga Johansson (Paganizer und 87 Prozent aller anderen schwedischen Death Metal-Projekte) alte Hasen sind, die ganz genau wissen, was sie tun, sondern vor allem auch daran, dass sich die beiden hiermit scheinbar ganz bewusst von allzu typischen Erwartungshaltungen lossagen. Stimmlich ist Grewe natürlich problemlos wiederzuerkennen, erinnert aber in seiner bösartigen Ausstrahlung auch oft an den jüngeren und damals mit dem Beinamen Evil versehenen Chuck Schuldiner – da lässt sich Johansson nicht lumpen und zeigt sich deutlich US-Death Metal-beeinflusster als bei seinen sonst eher „typischen“ Schwedenbrettern. Passend zur Lepra-Thematik lösen sich die beiden offensichtlich von bestimmten Stigmata.
Apropos Lepra: Die Krankheit ist zwar seit Jahrzehnten heilbar, dennoch leben vor allem in Indien noch rund 200.000 Menschen in isolierten Kolonien gefangen und vieler Rechte beraubt – zum Glück hat Transcending Obscurity-Boss Kunal dieses Schicksal nicht ereilt, der seit Jahren ein gutes, nun ja, Näschen für Death Metal beweist, welcher im Fall von Leper Colony mit sattem Thrash-Einfluss wie in ‘Tar And Feathers’ daherkommt. Oder auch ‘Perdition’s End’ mit einem Hauch alter Slayer, der später beim brutalen Thrasher ‘Flesh Crawl Demise’ noch stärker hervortritt und insbesondere mit den Ballerburg-Beats von Jon Skäre (Wachenfeldt) einen großartig schädelspaltenden Headbanger darstellt. Groove wie in ‘Rapture Addict’ ist auch gern gesehen, aber bis auf den etwas Abwechslung gewährenden, atmosphärischen Titel-Track geht das Album ansonsten schnurstracks nach vorne – eine rundum coole Sache.
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