Wer bisher gedacht hatte, dass die Scorpions ihr Pulver verschossen haben und nur noch die Nachlassverwaltung ihres eigenen Ruhms in den Achtzigern pflegen, sieht sich angesichts des Abschiedswerks STING IN THE TAIL eines Besseren belehrt. Als ob die enttäuschenden Spätneunziger mit all den Irrungen, Wirrungen, Experimenten und Halblösungen niemals stattgefunden hätten, rocken Rudolf Schenker, Klaus Meine, Matthias Jabs und ihr internationales Personal jetzt wieder ebenso stark wie einst auf ihren Klassikern LOVEDRIVE (1979) oder BLACKOUT (1982).
Es ist vor allem die Wiedergeburt der großen Melodien, die – angetrieben von simplen, aber wirkungsvollen Gitarren-Riffs – dem Zuhörer nicht wieder aus den Ohren gehen. Beispiele gefällig? ‘Sly’ ist die Überballade des Albums, wer es so richtig rockig möchte, findet in ‘Turn You On’, ‘Raised On Rock’ und ‘Rock Zone’ seine Erfüllung, im Halbgas-Bereich überzeugt vor allem ‘The Good Die Young’.
Zählen wir also mal zusammen: Gleich fünf echte Knaller sind weit mehr, als die letzten sieben Alben der Hannoveraner zu bieten hatten. Demgegenüber steht nur ein Ausfall (die Ballade ‘Lorelei’ ist wirklich zu platt), was zur Erkenntnis führt: Sogar mit dem namensverwandten Topseller LOVE AT FIRST STING (1984) kann STING IN THE TAIL durchaus mithalten. Erstaunlich, nicht wahr!?
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