Die Konfrontation zwischen Band und Fans zeichnete sich bereits im Vorfeld ab. Eine Aussage wie: „UNSEEN ist ein eingängiges und poppiges Album geworden“ lässt die Thrasher-Seele kochen und im Sprachzentrum das Wort „Verrat“ formen. Doch hört erst hin, bevor ihr urteilt!
Der siebente Streich der Göteborger führt die Linie von THE DEAD EYE weiter, ist wunderbar fett und voller Überraschungen. Hier wird ganz dicke Rocksuppe serviert. Aggressiv, abwechslungsreich und erfrischend. Ja, es ist eingängig, aber ohne klebrigen Zuckerguss. Und es ist brutal, aber nicht auf Überschall-Niveau, sondern mehr wie ein unangekündigter Leberhaken. Es scheint müßig, einzelne Songs herauszupicken und zu analysieren, denn auch im Dauerbetrieb bleibt UNSEEN makellos. Egal, an welcher Stelle ihr einsteigt: Das Ding wächst mit jedem Durchlauf. ‘No Ghost’ schiebt mit fieser Southern-Kante zwischen Corrosion Of Conformity und Clutch. ‘Catch 22’, ‘The City’, ‘Motionless’… immer wieder finden die unwiderstehlichen Björler-Riffs den Weg ins Genick, verführen mit raffinierten Rhythmuswechseln, packenden Melodien (Verrat! Haha) und nahrhaftem Groove.
Trotzdem werden die Puristen ihre Klingen wetzen und die Hunde von der Leine lassen, denn für sie ist UNSEEN ebenso wenig Thrash wie einst SOUND OF WHITE NOISE von Anthrax. Doch dieser Vorwurf ist unfair. Denn erstens hat jede Band das Recht zur Weiterentwicklung. Und zweitens stellt UNSEEN ein fantastisches Album mit hohem Suchtpotential dar. Man muss sich nur darauf einlassen.
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