
Die „Wächter-Trilogie“ sollte aus dem Nichts heraus Russland auf der internationalen Landkarte der Blockbuster etablieren – und trat mit „Wächter der Nacht“ 2004 auch ziemlich effektvoll zu.
Teilweise verstörend, visuell absolut konkurrenzfähig und mit einer Story, die dem alten Kampf zwischen Gut und Böse, Licht und Dunkel auf märchenhafte Weise einen neuen Platz im Jetzt zuwies. Allerdings krankte schon der erste Teil etwas daran, dass das neue russische Kino sich kaum aus dem Schatten von Hollywood lösen konnte.
Teil Zwei – „Wächter des Tages“ – macht das nicht besser, sondern im Gegenteil nur schlimmer. Die komplett durchgestylte Eleganz ist dem verwirrend kruden Plot geopfert worden, in dem es dieses Mal um Liebe, Betrug, Ränke, Eifersucht, die Vater-Sohn-Beziehung aus Teil Eins und die ominöse „Kreide des Schicksals“ geht.
Wer nun „Wächter des Tages“ ohne „Wächter der Nacht“ sieht, wird den Durchblick direkt verlieren, denn die inhaltliche Anknüpfung an den ersten Teil ist immens. Der Kampf des Bösen gegen das Gute wurde auf eine neue Ebene gehoben, ohne die Konzepte zum Beispiel des Wächtertums, der Vampire, des Zwielichts oder der „Großen Anderen“ noch mal zu erklären.
Darüber hinaus bleibt die Beziehung von Anton und seinem Sohn Egor Dreh- und Angelpunkt der Geschichte. Leider wird Egors Aufstieg zum „Großen Anderen“ der dunklen Seite kaum portraitiert, sondern die Liebesgeschichte zwischen seinem Vater Anton und Svetlana, die ihrerseits eine „Große Andere“ der hellen Seite ist. Und diese Liebesgeschichte wirkt nicht nur künstlich und vorhersehbar, sondern bremst den restlichen Plot fast komplett aus.
Die wahre Krux des Filmes ist neben seinem unüberschaubaren Plot aber die inhaltsleere Effekthascherei. „Wächter des Tages“ bedient bewusst oder unbewusst genau die Klischee-Vorstellungen, die viele West-Europäer von der Kombination „Russen + Geld“ haben: Es ist laut, übertrieben, unnötig und ohne jedes Feingefühl.
So wirkt „Wächter des Tages“ leer und aufgesetzt – es zählt alleine der Effekt. Doch in Sachen Effektfilm machen diesem Film viele andere dann doch wieder etwas vor, denn im Gegensatz zu „Wächter der Nacht“ wird die stylische Düsternis eben ständig und unnötig unterbrochen. Selbst vor einer eingeschobenen Body-Switch-Komödie schrecken die Macher nicht zurück.
Schade eigentlich, denn der Film hat gute Ansätze, zum Beispiel im innovativen Einsatz von Untertiteln und der Grundgeschichte. In der vorliegenden Form bleibt das moderne Märchen aber ziemlich auf der Strecke.
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10.000 BC :: Historien-Spektakel
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