Wertschau: Bruce Dickinson

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Goldwert

THE CHEMICAL WEDDING (1998)

Nur ein Jahr später veröffent­licht, präsentiert Dickinsons fünftes Soloalbum den Sänger – unterstützt von der gleichen kongenialen Personalkonstellation –mindestens auf Augenhöhe mit dem Vorgänger ACCIDENT OF BIRTH. Etwas düsterer und auch einen Tacken härter und komplexer sowie vom Grundgefühl historisch konzeptueller (der Einfluss des englischen Dichters, Malers und Naturmystikers William Blake ist in manchen Songs sowie dem einem Blake-Werk entlehnten Artwork ablesbar), ist THE CHEMICAL WEDDING eine Spätneunziger-Metal-Wundertüte, die die Grundwerte des Genres mit keiner Note verrät, sondern mit viel Klasse in die musikalische Gegenwart übersetzt.

Songs wie das ergreifende Eröffnungsopus ‘King In Crimson’, der nicht minder eindringliche Titel-Track, das kaltschnäuzig gebellte ‘Killing Floor’, ein Hymnenepos vom Kaliber ‘Book Of Thel’ (das auch Iron Maiden zu fast jeder Phase mit Bruce Dickinson gut zu Gesicht gestanden hätte) oder das Dickinson-Smith-Fest ‘Machine Men’ plus der edle Achtminüter ‘The Alchemist’ lassen – außer vielleicht dem nach einer Iron Maiden-Reunion – keine weiteren Wünsche offen.

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Liebenswert

TATTOOED MILLIONAIRE (1990)

Mit Janick Gers als Gitarrist und Songwriting-Partner probiert sich Dickinson auf seinem ersten Alleingang aus. Beweist der Opener ‘Son Of A Gun’ vielleicht noch Stamm-Band-Nähe, setzt der Sänger ansonsten alles daran, sich vom klassischen Metal-Sound britischer Prägung zu distanzieren. Der Fokus auf damals erfolgreichen, Hook-strotzenden wie glamouröseren Hollywood-Hard Rock geschieht allerdings nicht – wie etwa im treffenden Titel-Song vollzogen – ohne ironische Brechung.

So rückt auch die genuine Glam Rock-Bearbeitung in Form der durch Mott The Hoople popularisierten Bowie-Nummer ‘All The Young Dudes’ die wahren Ursprünge des Glitzer-Rock-Genres gerade. ‘Hell On Wheels’ übt sich dagegen an AC/DC, und das leider dezent unterirdische ‘Dive! Dive! Dive!’ an Zodiac Mindwarp, während sich ‘Gypsy Road’ nicht nur den Titel mit einem Cinderella-Song teilt. Und die Pflicht-Halbballade ‘Born In 58’ bemüht gar ein wenig Springsteen-Sound. So überraschend und unterhaltsam wie einst.

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Erwähnenswert

SKUNKWORKS (1996)

Stilistisch noch immer auf der Suche nach einem charakteristischen wie kontemporären Solo-Sound jenseits der tradierten Metal-Pfade, schielt Dickinsons dritte Soloreise diesmal ohne Roy Z, dafür mit Alex Dickson an der Gitarre sowie dem Sub-Pop-erprobten US-Produzenten Jack Endino an den Reglern auch in Richtung Seattle. Und das, obschon die Grunge-Welle zu jenem Zeitpunkt schon wieder stark abzu­ebben beginnt.

Mögen die Soundgarden-Vibes des bockigen ‘I Will Not Accept The Truth’ und vielleicht noch stärker der Nirvana-Gedenkgesang in den Strophen von ‘Dreamstate’ manchen Metal-Traditionalisten verstörend vor den Kopf stoßen, ist das Songwriting an sich von herausragender Qualität und kredenzt Dickinson mit starken Stücken wie dem flotten Opener ‘Space Race’, ‘Inside The Machine’, ‘Innerspace’ oder dem hymnisch intonierten ‘Strange Death in Paradise’ etliche Song-Leckerbissen, die deutlich besser munden (und altern) als das Gros des unausgegorenen Vorgängers.

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