Exklusive Judas Priest Vinyl mit dem Metal Hammer 03/24

Donots: HAMMER Geschichte(n) mit Ingo Knollmann, Teil 1

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Prol(l)og.

Der HAMMER hat mittlerweile seinen eigenen Schnaps? Tss, Metal-Journalist müsste man sein. Den ganzen Tag Ballermucke hören und dabei noch die eigene Ballerbrühe kredenzen. Savoir vivre. Wobei: Das kann ich doch auch. Ich hab mir von der Redaktion einfach eine Flasche von der Metallersuppe schicken lassen und höre mich am heutigen Freitag Abend auf meinem Sofa durch ein Mixtape meiner Alltime Favorites verschiedener Metal-Genres.

Unserer neuen DONOTS Platte LAUTER ALS BOMBEN sagt man schließlich auch nach, dass sie sehr viel Mixtape-Charakter habe und sämtliche Spielarten von Punkrock beherrsche. Macht also absoluten Sinn, sich auf eine Happy-Hour-Schnaps-Zeitreise zu begeben und all den Metal-Bands hochprozentigen Tribut zu zollen, die mich von damals bis heute so beeindruckt und damit auch in gewisser großen Einfluss darauf gehabt haben, dass wir DONOTS in Sachen Sportgitarre so klingen, wie wir eben auf unserem elften Album (dem zweiten deutschsprachigen Longplayer) heute so klingen. Und wer weiß? Vielleicht werden Hits auch mit jedem Hammer-Schnaps nochmal besser?

Schluck 1. Helloween „Dr. Stein“

Am heutigen Abend spielen Helloween in Bochum und ich bin ein wenig neidisch auf meinen Freund Ingo, der gerade im Publikum steht und Kiske und die Kürbis-Metaller auf der Bühne sieht. Ich proste ihm vom Wohnzimmer aus zu und kippe einen ersten HAMMER-Schnaps in mich rein. Der schmeckt wie ein holziger Likör und bringt mich ziemlich schnell zur Erkenntnis, dass ich a) öfter Shots trinken sollte und b) „Dr. Stein“, meine erste Metal-7“, eigentlich auch ein famoser Pop-Punk-Smasher gewesen wäre.

Im gleichen Moment ärgere ich mich, dass ich keinen „Walls Of Jericho“ Kai-Hansen-Vocals-Song gewählt habe, denn Metal muss auch immer so klingen, als würde ein glitschiges, namenloses Monster durch die rostigen Abwasserrohre Deiner Stadt kriechen, um irgendwann, während Du gerade die Zähne putzt, Dein Gesicht zu essen.

Schluck 2. Running Wild „Bad To The Bone“.

Der nächste HAMMER-Shot schmeckt zwar nicht total nach Rum, aber ich wähne mich trotzdem nicht mehr auf meinem Sofa, sondern auf einem Piratenschiff mit uns Rock’n’Rolf höchstselbst in der Kapitäns-Kajüte. Ich muss kurz lächeln beim Gedanken daran, dass ich mir damals als Teenager die Haare wie Kasparek habe schneiden lassen beim Ibbenbürener Friseur, und wir 2003 zusammen mit ihm eine Punkrock-Version von „Bad To The Bone“ aufgenommen haben. Gegen Nazis geht nämlich schönerweise genre-übergreifend. Metal muss also auch immer so klingen, als würde man Faschos kielholen und dabei an Deck mit der gesamten Piratenmannschaft trinken und gemeinsam Lieder singen.

Schluck 3. Sodom „Agent Orange“.

Einen HAMMER-Schnaps auf das geile Pott-Englisch von Angelripper. Ernsthaft, wie gut sind eigentlich Sodom?! Ich habe mittlerweile die Anlage ein gutes Stück weiter aufgedreht und stelle fest, dass man drastische Kriegsbilder eben auch dazu benutzen kann, um Friedensbotschaften zu senden. Machen wir DONOTS mit Dauerfeuer aus der Ironie-Kanone in dem Song „Keiner Kommt Hier Lebend Raus“.

Onkel Toms krächzende Vocals haben derweil nix von ihrer Magie verloren, und der Knarrenheinz hat seinerzeit auf einem großen Poster über dem Bett im Teenager-Zimmer gehangen. Ich fand es damals schon geil, dass Metal auch immer so klingt, als würde ein Mann mit Gasmaske, Gelsenkirchen-Slang, Bierfahne und einer stummen Ursel unter dem Arm den Zeugen Jehovas die Tür öffnen.

Schluck 4. Tankard „Chemical Invasion“.

Apropos Fahne: Die dürfte ich nach dem vierten HAMMER-Schnaps definitiv haben. Merkt aber keiner, denn ich höre gerade Tankard. Und Gerre klingt halt einfach seit jeher so, als wäre er der turbo-besoffene Proleten-Bruder von Angelripper, der gerade in vollgekotzter Metal-Kutte von einer Oberstufenparty mit frisierter Mofa nach Hause kommt und versucht, noch schnell Miracoli im Drucktopf der Mama zuzubereiten, um schließlich dabei einzupennen.

Wie das endet, wissen Westfalen wie wir. Denn Metal muss schließlich immer auch so klingen, als würde man morgens mit Kater zwischen diversen leeren Büchsen auf dem Fliesenboden aufwachen und die gesamte Küche als ein Spaghetti-o-rama aus Nudeln, Tomatensauce und Kotzestückchen vorfinden. Und in dem Moment kommt Mama rein…

Schluck 5. Morbid Angel „Chapel Of Ghouls“.

Der verdammte Schnaps macht alles richtig: Ich brauche mittlerweile länger, um alle Worte meines Selbst-Experiments korrrekt (ja, extra mit drei r!) zu tippen. Richtig ist auch die Erkenntnis, dass die „Altars Of Madness“ von Morbid Angel nicht unbedingt eine Punk-Blaupause sind, aber dass die Platte allein schon deswegen wichtig ist, weil sie rückwärts gespielt beginnt. Wie gut!

Zugegeben: Ich habe bis zum heutigen Tage Schwierigkeiten, den Namen Trey Azagthoth richtig zu schreiben und auszusprechen – und mit jedem Schluck HAMMER-Wasser wird’s nicht gerade besser. Worauf ich trotzdem hinaus will: Metal muss immer auch so klingen, als wäre es eine verdammt lustige Idee gewesen, die Bibel in der Kirche um die Ecke kurz vor der Messe mit dem Necronomicon auszutauschen.

Die weiteren Schluckse findet ihr hier.

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