FEAR OF THE DARK: Track By Track des Iron Maiden-Meisterwerks

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‘The Fugitive’

Im Prinzip ein ähnlicher Fall wie ‘Childhood’s End’, nur dass das Ganze stilistisch etwas härter konzi­piert ist und bezüglich der Stilistik auch gut auf THE NUMBER OF THE BEAST (1982) gepasst hätte. Man darf nicht vergessen: Dass Iron Maiden eine derarti­ge Karriere hingelegt haben, lag nicht zuletzt daran, dass sie sich bereits zu frühester Zeit zu drastisch einprägsamen Hooklines bekannt haben. Diese knapp fünf Minuten sind ein weiterer Beweis dafür, wie Steve Harris seine Lieder in der Regel von vorne bis hinten durchkomponiert – keine Ecken, keine Kanten.

Eine süffig rockende Metal-Nummer, die im hinteren Teil vielleicht etwas zu breit mit Keyboards unterlegt ist, aber auch 25 Jahre nach ihrer Veröffentlichung noch immer den Nacken massiv ins Wanken bringt. Inspiriert wurde der Song von einer gleichnamigen TV-Serie, die in den Sechziger Jahren im Fernsehen lief und 1993 mit Harrison Ford und Tommy Lee Jones für das Kino (‘Auf der Flucht’) verfilmt wurde.

Die Luft wird dünn

‘Chains Of Misery’

Das Lied könnte aufgrund seiner prinzipiellen Richtung auch von Dio stammen. ‘Chains Of Misery’ spielt sich in der Schnittmenge aus Hard Rock und melodiösem Metal ab, entwickelt aber nie den ganz großen Esprit. Speziell der Chorus wirkt im künstlerisch ansonsten hochwertigen Iron Maiden-Universum platt rangeklatscht. Laut Dickinson handelt das Lied von dem kleinen Teufelchen, das bei uns allen über die Schulter guckt und im nächsten Moment – sofern man ihm nachgibt – das Leben ruinieren kann. Leider hat der Beelzebub dem Gespann Murray/Dickinson nur wenig Feuer beim gemeinsamen Songwriting gemacht. Füller statt Knüller.

‘The Apparition’

Allmählich wird die Luft dünn auf FEAR OF THE DARK. Das moderat rockende ‘The Apparition’ schleppt sich knappe vier Minuten ohne jeden Höhepunkt ins Ziel. Die zusätzliche Orchestrierung im Mittelteil rettet gar nichts. Sie wirkt eher wie ein aufgesetzter Versuch, dem Lied eine Größe zu verleihen, die es schlicht nicht ausstrahlt. Eine der nichtssagenden Nummern in der ersten Ära mit Bruce Dickinson, bei welcher man kaum glauben kann, dass Steve Harris (im Verbund mit Janick Gers) als geistiger Vater genannt wird. Kein Maiden-Niveau.

‘Judas Be My Guide’

Es geht wieder aufwärts  – wenn auch nicht bezüglich der Spielzeit: ‘Judas Be My Guide’ gehört mit gut drei Minuten zu den kürzesten Liedern von Iron Maiden. Dementsprechend schnell kommen die Briten auf den Punkt. Bezüglich der Machart gibt es nur wenig zu bemängeln, es rockt klassisch metallisch nach vorne, besitzt einen gewissen Achtziger-Charme (nicht allzu weit von Gary Moore) sowie einen unaufgeregten, aber spielerischen Höhepunkt, der sich auch in dem für Maiden-Verhältnisse sehr kurzen Soloteil fortsetzt. Wirklich schöne Nummer, die auch bei offenem Verdeck auf der Landstraße funktioniert.

‘Weekend Warrior’

Lieder über Fußball gibt es viele, und da Iron ­Maiden bekanntlich absolute Fans dieser Sportart sind, vertonen die Musiker hiermit das Leben von Hooligans. Richtig gewalttätig wird ‘Weekend Warrior’ aber nicht, das Lied besitzt eine gewisse Nähe zu den Guns N’ Roses der Achtziger. Im band-eigenen Kosmos gehört der Song sicher zu dem Material, das am klassischsten rockt. Wäre nicht die herausragende Soloarbeit, würde ‘Weekend Warrior’ nicht wirklich im Ohr hängen bleiben. Ein wenig belanglos.

Geniestreich

‘Fear Of The Dark’

FEAR OF THE DARK endet mit einer Klimax. Korrigiere: der Klimax schlechthin. Iron Maiden entführen uns auf eine aufregende Reise in das Land, wo Milch und Honig fließen. Jedenfalls, wenn man auf epischen, klassischen Heavy Metal steht. Was Steve ­Harris hier an Melodieführung, Stimmungs­wechseln und Dynamik aufbaut, gehört zu den Top 20 der ­ewigen Besten­liste im Reich der Riffs (und dort sind Iron Maiden mit noch mindestens zwei weiteren Nummern ver­treten). Sanft beginnend, im Hauptteil wieselflink, im Chorus weitläufig. Von der ­bangenden Ungewissheit und Furcht bis zur schlichten Panik. ‘Fear Of The Dark’ transportiert perfekt die gewollten Emotionen – und Harmonien zum Nieder­knien!

Ein Geniestreich, der das gesamte Album zu einem festen Begriff in der Rock- und Metal-Welt macht. 1993 wurde ‘Fear Of The Dark’ im Rahmen der A REAL LIVE ONE-Veröffentlichung in einer Live-Version als Single ausgekoppelt. Diese wirkt im Vergleich zu späteren, orkanartigen Fan-Chören (ROCK IN RIO, 2002!) fast schon schüchtern. 1994 für den Grammy nominiert, zog aber gegen Ozzy Osbourne und ‘I Don’t Want To Change The World’ den Kürzeren.

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