Vorsicht! Wer Kiss im vierten Lebensjahrzehnt und beim zwanzigsten Studioalbum endgültig aufs Altenteil abschieben wollte, wird mit MONSTER eines Besseren belehrt. Die geschminkten Opas lassen Balladen und Zucker-Rock im Schrank, denn sie spendieren ihrem MONSTER ein knackiges und funkensprühendes Saitenkleid, dem man das Alter seiner Schöpfer nicht im Geringsten anhört.
Ähnlich wie beim Vorgänger SONIC BOOM (2009) docken Kiss an ihre furiosen Werke aus den Siebzigern an und zitieren mit zwinkerndem Sternchenauge die eigenen Trademarks: simpler, gezielt platzierter Stadion-Rock mit feurigen Licks, großen Refrains und dicker Hose. Hits? Aber bitte: Die Paul Stanley-Nummer ‘Hell Or Hallelujah’ walzt sich breitbeinig und mit herausgestreckter Zunge durch die Boxen, Gene Simmons’ ‘Wall Of Sound’ schlägt in dieselbe Kerbe. Weitere Highlights sind ‘Shout Mercy’, das bullige ‘Back To The Stone Age’, der wie für eine Live-Zugabe geschaffene Stampfer ‘Last Chance’ und der download-only-Bonus-Track ‘Right Here, Right Now’.
Und auch die Nummern der „anderen zwei“ können überzeugen: Tommy Thayer singt ‘Outta This World’, Eric Singer darf ‘All For The Love Of Rock And Roll’ präsentieren. Wenig überraschend funktionieren Kiss-Songs prächtig, denn wer wenn nicht Gene und Paul wissen am besten, wie Rock’n’Roll für die ganze Nacht zu klingen hat? Und das ist der kleine MONSTER-Makel. Zwar sind Kiss mehr als die Summe ihrer Songs, Kiss sind Welt(Rock)Kulturerbe, doch selbst ein frisch gerocktes Kiss-Album bleibt nur ein Zitat der eigenen Heldengeschichte. Was der Kiss-Army jedoch ziemlich egal sein dürfte.
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