Exklusive Judas Priest Vinyl mit dem Metal Hammer 03/24

Star Wars Battlefront

Action, Games, Dice / Electronic Arts (PS4, Xbox One, PC)

5/ 7
teilen
twittern
mailen
teilen
von
Foto: EA

Star Wars-Gefühl vom Feinsten

Die ersten Momente von Star Wars: Battlefront sind verdammt eindrücklich. Während zwei riesige AT-AT Kampfläufer die Rebellenstellungen auf Hoth mit rotem Laserfeuer bestreichen, rücken unter heftigem Beschuss von Infanterie-Abwehrtürmen und schweren Blastern die Sturmtruppen in ihren markanten, schwarzweißen Rüstungen vor. AT-STs streifen mit ihrem unverwechselbaren Klöter-Geräusch durch die Schützengräben, während über den Köpfen der Soldaten TIE-Fighter, TIE-Abfangjäger, A-Wings, X-Wings und T-47 Airspeeder in erbitterte Dogfights verstrickt sind. Und über den verzweifelten Versuch der Rebellen, die riesigen Kampfmaschinen zu Fall zu bringen, tönt der Imperiale Marsch. Es besteht kein Zweifel: Mehr Star Wars geht nicht.

Denn auf den ersten – und meistens auch auf den zweiten – Blick, hat Dice mit einer unglaublichen Sorgfalt an der detailgetreuen Umsetzung der Schlachtfelder von Hoth und Endor gearbeitet. Zudem haben die Entwickler mit Sullust und der Verteidigung auf Tattooine zwei mindestens ebenbürtige Gefechte erdacht, die so auch in den Filmen hätten stattfinden können. Aber besonders in der Echo-Basis auf Hoth hat man das Gefühl, durch das echte Filmset zu laufen. Der Hangar, die Kommandozentrale, die Gräben – alles sieht aus wie im legendären Angriff von „Das Imperium schlägt zurück“. Und wenn in der Nacht von Endor der Regen von den Blättern der riesigen Bäume tropft, vermisst man eigentlich nur noch den sich beschwerenden C3PO, um endgültig in der Atmosphäre der Sci-Fi-Saga zu versinken.

Detailverliebtheit vs. Umfang

Die Kulisse ist in ihrer Gesamtqualität atemberaubend und jeder Helm, jede Waffe, jedes Fahrzeug, jeder Abwehrturm ist mit unfassbarer Präzision digitalisiert worden. Zudem stimmt wirklich jedes Geräusch – vom E-11-Blasterwehr der Sturmtruppen über das markante Entladen der schweren Blasterkanonen des AT-ST bis zum Kreischen der Twin Ion Engines der TIE-Figher sitzt einfach jeder Ton. Das hier ist nicht einfach eine Star Wars-Umsetzung. Es ist DIE Star Wars-Umsetzung – wenigstens an der Oberfläche.

Youtube Placeholder

An dieser Stelle findest du Inhalte aus Youtube
Um mit Inhalten aus Sozialen Netzwerken zu interagieren oder diese darzustellen, brauchen wir deine Zustimmung.

Denn so unglaublich beeindruckend Kulisse und Schlachtengefühl zunächst sind, so schnell fallen dem erfahrenen Spieler schnell einige Mankos auf, die den hervorragenden Ersteindruck trüben. So fehlt es z.B. an einer sinnvollen Einzelspieler-Kampagne, die es in den Vorgängern noch gab – wenn auch nur in Form von Bot-Gefechten im Rahmen der „Galaxis-Eroberung“. Geblieben ist ein Verteidigungs-Modus gegen hirnamputierte Bots, der maximal eine halbe Stunde am Stück unterhalten kann.

Zudem gibt es nur vier Umgebungen – und damit für die beiden größten der neun Spielmodi, Walker ssault und Eroberung auch nur vier Karten, auf denen man nach fünf Stunden alles gesehen hat. Zugegeben: Mit den übrigen sieben (!) Spielmodi, kommt man zwar auf deutlich mehr Schlachtfelder, da aber eben gerade das spektakuläre Walker Assault am meisten Star Wars-Atmosphäre versprüht, kämpft man meist auf altbekanntem Terrain.

Spielmodi ohne Ende

Dennoch ist auch in Blick in die übrigen Spielmodi lohnenswert – vor allem die beiden Helden-Varianten Hero Hunt, in dem ein Team einen einzelnen Helden jagt, sowie Heroes vs. Villains, bei dem zwei Teams, je mit der Unterstützung der drei Helden und Bösewichtige, gegeneinander antreten, machen richtig Spaß. Dazu kommen handelsübliche Team-Deathmatch, Domination und Capture The Flag-Varianten, die durch den frischen Droid Run-Spielmodus aufgelockert werden. Besonderes Highlight: der Luftkampf-Modus Fighter Squadron, in dem sich TIE- und Rebellenpiloten beschießen und auf Helden-Fahrzeuge wie Slave One und den Millenium Falcon zurückgreifen können.

Doch auch hier merkt man schnell, wie dünn die Inhaltsdecke ist. Warum gibt es nur sechs Charaktere? Boba Fett, Darth Vader, der Imperator, Han Solo, Leia und Luke sind zwar passend, dennoch gibt das Star Wars-Universum ungleich mehr her. Auch im Hinblick auf die Fahrzeuge war man sehr sparsam – so können die Rebellen zwar immerhin A- und X-Wings zusammen mit T-47 Luftgleitern ins Feld führen, während die Imperialen Truppen auf TIE-Fighter und TIE-Abfangjäger beschränkt sind. Warum hat man aber nicht z.B. die Knüppel der Y-Wings, die im Modus Walker Assault die Schilde der AT-Ats deaktivieren, ebenfalls in Spielerhände gelegt? Wieso spielen TIE-Defender keine Rolle? Und warum finden die Luftschlachten überhaupt nicht im Weltraum statt?

Bewaffnung und Flexibilität

Auch in Sachen Bewaffnung und Spezialausrüstung ist schnell das Ende der Fahenenstange erreicht. Ja, es gibt zahlreiche Blasterpistolen und Gewehre und auch die Spezialausrüstung wartet mit einigen Fähigkeiten, Granaten, Raketenwerfen und Sniper-Gewehren auf. Allerdings können die Loadouts nur sehr begrenzt über ein Karten-System zusammengestellt werden – zwei Sonder-Karten wie z.B. Thermaldetonator und Zielsuch-Raketenwerfen, dazu eine Star-Card, die nur mit auf dem Schlachtfeld verstreuten, sammelbaren Ladungen ausgelöst werden kann: mehr ist nicht drin! Das System ist deutlich unflexibler und erheblich weniger komplex als z.B. das Pick-10-System von Call Of Duty: Black Ops 3.

Zudem fehlt es an Optionen in der Waffenkammer. Da man sich eins zu eins an die Vorbilder aus dem Film hält, kann man T-44 Blasterpistole oder E-11 Blastergewehr eben nicht mal eben ein anderes Visier aufschrauben. Das ist zwar einerseits löblich, da authentisch, beschneidet den Spieler aber auch an seiner seit Jahren gewohnten Freitschalt-Freiheit.

Doch nicht nur das Loadout-System ist radikal verschlankt und reduziert – auch das Spielgefühl ist erheblich Arcade-lastiger als in vergleichbaren Shootern. Da die Blaster – natürlich – keinen Rückstoß haben und auch auf große Distanz recht akkurat feuern, unterscheidet sich das Waffenverhalten ganz erheblich von der Konkurrenz und macht es deutlich leichter, auch auf große Distanz noch präzise zu operieren. Doch dadurch sind die Tode zahlreich und die Schlachten hektisch – taktisches Vorgehen ist meist völlig fehl am Platze, oftmals zählen die besseren Reflexe und das größere Glück. Die gefühlte, durchschnittliche Lebensdauer liegt zwischen 30 und 90 Sekunden, was kaum taktische Spielereien ermöglicht. Immerhin: Dank Powerups, schnellem Sprint und wahnsinnigem Spawn-Tempo fühlen sie die Schießereien so im besten Sinne „Oldschool“ an.

Detailfehler: Ärgernisse für Nerds

Für echte Star Wars-Nerds gibt es zudem einige weitere Kritikpunkte, die dem Durchschnitts-Kenner verutlich gar nicht erst auffallen – dafür die Atmosphäre für den Hardcore-Fanatiker aber um so mehr belasten. Angefangen von (aufgrund der Hintergrundgeschichte der Sturmtruppen) völlig überflüssigen weiblichen Sturmtruppen ohne Helm, über einen Luke Skywalker, der auf Hoth im schwarzen Kampfanzug und mit grünem Lichtschwert kämpft (beides Dinge, die er erst in „Die Rückkehr der Jediritter“ besitzt), oder eine Exekutor, die in die Atmosphäre eindringt (dort haben so große Kampfschiffe einfach nichts verloren) gibt es einige, zugegebenermaßen verzeihliche, Detailfehler. Angesichts der sonstigen Treue zur Filmvorlage ist das aber unverständlich – und ärgerlich.

Fazit

Star Wars: Battlefront ist angesicht der grandiosen Kulisse, dem tollen Sounddesign und der Detailverliebtheit, mit der Dice die großen Film-Schlachten umgesetzt hat, an der Oberfläche vermutlich das beste Star Wars-Spiel der Gegenwart. Gräbt man aber etwas tiefer, erreicht man schnell den Grund, denn der Umfang ist auf wenige Schlachtfelder beschränkt, das Waffensystem ist unflexibel und die Gefechte aufgrund des Waffendesigns wenig taktisch. Zudem ist die Abwechslung aufgrund recht weniger Fahrzeuge und Helden eingeschränkt, zumal auf Weltraumschlachten oder gar einen Einzelspieler-Modus verzichtet wurde. So ist Battlefront eher ein schmackhafter, aber kleiner Mehrspieler-Snack für zwischendurch, als die erhoffte, große Sternenkrieg-Hauptmahlzeit.


ÄHNLICHE KRITIKEN

Star Wars Jedi: Fallen Order (Xbox One, PS4, PC)

„Star Wars Jedi: Fallen Order“ von EA ist ein echter Hit geworden und das nicht nur für „Star Wars“-Fans. Lest...

COMMAND AND CONQUER 4 :: TIBERIAN TWILIGHT

MASS EFFECT 2


ÄHNLICHE ARTIKEL

‘Need For Speed Unbound’: EA zeigt Gameplay-Trailer

‘Need For Speed Unbound’ wurde vergangene Woche angekündigt. Nun hat EA ersten Gameplay-Szenen einen eigenen Teaser gewidmet.

Battlefield 2042: Auch der Ego Shooter erscheint nun später

Dice verschiebt pandemiebedingt ‘Battlefield 2042’. Ein neues Releasedatum steht aber bereits fest - und das liegt nicht erst im kommenden Jahr.

Battlefield 2042: Neue Spekulationen bezüglich Beta-Start

Der vorausgesagte Beta-Start von ‘Battlefield 2042’ erwies sich als falsch. Eine weitere Prognosen will nun den tatsächlichen Termin geleakt haben.

teilen
twittern
mailen
teilen
Steve Harris wird 65 Jahre alt: Ein Blick auf sein Leben

Heute feiert Steve Harris – zentrales Gründungsmitglied, Bassist und seit jeher Bandleader von Iron Maiden – seinen 65. Geburtstag. METAL HAMMER gratuliert – und blickt auf sein Leben zurück. Randnotiz: Alle im Artikel verwendeten Zwischenüberschriften sind Song-Titel von Iron Maiden, die nicht nur gewissermaßen zum zugehörigen Textabschnitt passen, sondern in die ihr beim Lesen reinhören könnt. Infinite Dreams Es scheint überflüssig zu wiederholen, trotzdem sollte folgender Satz nicht fehlen: Iron Maiden zählen zu den erfolgreichsten, einflussreichsten und vor allem beständigsten Metal-Bands überhaupt. Als Pioniere der New Wave Of British Heavy Metal verpassten sie entsprechendem Genre ein neues, nachhaltiges Antlitz. Bis…
Weiterlesen
Zur Startseite