
Story
Ein Besuch bei den Großeltern – für die meisten Kinder so etwas wie ein kleiner Urlaub im Spät-Aufbleiben-Viel-Fernsehen-Abenteuerland. Becca (Olivia DeJonge) und Tyler (Ed Oxenbould) planen, die Zeit nutzen, um das bröckelnde Fundament der Familie zu kitten: Nach einem Streit brach ihre Mutter den Kontakt zu den Großeltern ab. Jetzt wollen die Kinder Oma und Opa erstmals treffen und mit einer selbst gedrehten Doku über ihre Familie Frieden stiften.
Die Kameras laufen den ganzen Tag, während die Großeltern zwar manch seltsames Verhalten zeigen, sich aber liebevoll um die Enkel kümmern. Aber auch nachts, wenn sie wie von Sinnen durchs Haus streifen und gar nicht mehr den Eindruck der netten Oma und des schrulligen Opas machen.
Stil
Befremdliche Anflüge von Demenz, Psycho-Spielchen oder gar dämonische Besessenheit? Der Zuschauer tappt ebenso im dunkeln wie die Kinder – die sich aber kaum einschüchtern lassen, sondern mit der Kamera und frechen Sprüchen dran bleiben. Der sehr typische verquere, beinahe unwirkliche Erzählstil M. Night Shyamalans pendelt zwischen Horror-Thriller und Komödie – letzteres vornehmlich, wenn der Found-Footage-Film seine eigenen Stilmittel auf die Schippe nimmt.
Entwarnung: Der Grusel überwiegt, wenn er zumeist auch mehr im Kopf als auf dem Bildschirm stattfindet – ganz in der Tradition von ‘Paranormal Activity’. Auch die Found-Footage-Optik stört nicht, sondern wird zum erzählerischen Element, indem die Kinder sich hinter der Kamera verstecken oder sie als Projektionsfläche nutzen. Typisch für M. Night Shyamalan sind es die vielen leicht zu übersehenden Details, die den Film ausmachen und stützen. Der obligatorische Story-Twist dreht nicht alles auf links, schlägt aber treffsicher ein, hinterlässt ein „Wie-konnte-ich-das-nicht-kommen-sehen“-Gefühl und ebnet den Weg für das nervenzerrende Finale.
Fazit zu ‘The Visit’
‘The Visit’ spielt durch selbstreferentielle, ironische Elemente geschickt mit den eigenen Erwartungen. M. Night Shyamalan gelingt es, Schmunzeln, Grusel und eine emotionale Moral-Keule in einen stimmigen Horror-Thriller zu packen. Der erfindet das Genre nicht neu, zeigt den Kritikern aber, dass nach ‘The Sixth Sense’ noch lange nicht Schluss für denn einst gefeierten, heute streitbaren Regisseur ist. Das glaubwürdige, nie überzogene Schauspiel der Kinder und Großeltern rettet ‘The Visit’ dabei davor, zu tief in den Klamauk abzurutschen. Sicher kein Film für die breite Masse – dazu ist er zu getragen, zu schrullig, zu implizit. Fans von M. Night Shyamalan werden aber auf ihre Kosten kommen und auch Gegner des überstrapazierten Found-Footage-Stils sollten sich hiervon nicht abschrecken lassen.
‘The Visit’ ist jetzt auf DVD und Blu-ray erhältlich.
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