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Spotify: #CancelSpotify und vier Milliarden Dollar Marktwertverlust

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Auch Rock-Musiker Nils Lofgren entfernte inzwischen seine Musik von der Streaming-Plattform Spotify. Ein weiterer Rückschlag für das Unternehmen, das im Rahmen der #CancelSpotify-Aktion zunehmend an Zahlen und Geldern einbüßt, während es weiterhin seine schützende Hand über den US-amerikanischen Comedian und Podcaster Joe Rogan hält, der maßgeblich für die aktuelle Schieflage verantwortlich ist.

Ob Spotify mittlerweile mit dem Gedanken spielen, Rogans Podcast abzusetzen, sollten sich weitere Musikerinnen und Musiker Neil Young und Co. anschließen, ist noch unklar. Dass sich der öffentliche Druck bei Rogan jedoch bemerkbar macht, zeigt sich in kürzlich ausgesprochenen Entschuldigungen seinerseits, in denen er versucht, die im Podcast verbreiteten Corona-Fehlinformationen zu verharmlosen bzw. zu rechtfertigen. In einem Instagram-Video erklärt Rogan: „Ich versuche nicht, Fehlinformationen zu verbreiten, ich versuche nicht, kontrovers zu sein. Ich habe nie versucht, mit diesem Podcast etwas anderes zu tun, als mit Leuten zu reden und interessante Gespräche zu führen.“ 

Später fügt er hinzu, er werde sein Bestes tun, „um diese kontroverseren Standpunkte mit den Perspektiven anderer Leute auszugleichen, damit wir vielleicht einen besseren Konsens finden können.“

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Spotify ergreifen erste Maßnahmen

Angesichts der kontroversen Situation konnte dem Unternehmen eine schnelle Reaktion entlockt werden. Laut Spotifys aktueller Pressemitteilung sollen nun folgende Maßnahmen in Kraft treten:

  • Alle bisher geltenden Richtlinien der Plattform werden öffentlich gemacht. Die seit langem bestehenden Plattformregeln, die von einem internen Team „in Zusammenarbeit mit einer Reihe von externen Experten“ entwickelt wurden, waren der Öffentlichkeit bislang nicht zugänglich.
  • Podcast-Diskussionen über COVID-19 müssen zukünftig inhaltlich markiert werden. Dieser Hinweis soll Hörerinnen und Hörer auf Spotifys COVID-19-Hub aufmerksam machen – eine Ressource, die einfachen Zugang zu datengestützten Fakten, aktuellen Informationen sowie Links zu vertrauenswürdigen Quellen bietet.
  • Spotify werden auch damit beginnen, Möglichkeiten zu testen, die Plattformregeln in Tools für Urhebende und Verlage hervorzuheben, um das Bewusstsein dafür zu schärfen, was akzeptabel ist und was nicht. Damit will das Unternehmen Usern helfen, ihre Verantwortung für die Inhalte, die sie auf der Plattform veröffentlichen, zu verstehen.

[News vom 31. Januar 2022]: Nach Neil Youngs Spotify-Ausstieg entschloss sich auch Musikerin Joni Mitchell, die Plattform zu verlassen, und rief die Hashtags #CancelSpotify und #DeleteSpotify ins Leben. Nun herrscht Besorgnis um die Zukunft des Streaming-Dienstes, sollten sich weitere Musikerinnen und Musiker dem Boykott anschließen.

Der Neil Young/Joe Rogan-Fall

Aber was veranlasste Neil Young und Joni Mitchell zu diesem radikalen Schritt? Der kanadische Musiker kritisierte öffentlich die Inhalte von Joe Rogans „The Joe Rogan Experience Podcast“, in dem der US-amerikanische Comedian und MMA-Kommentator scheinbar „falsche Informationen über Impfstoffe“ verbreiten und „damit womöglich den Tod derjenigen“ verursachen würde, die „dieser von Rogan verbreiteten Fehlinformationen Glauben schenken“. Gleichzeitig drohte Young, Spotify aufgrund dessen zu verlassen, sollte Rogan nicht von der Plattform verschwinden. Ein leichtes Ultimatum für Spotify, die im Jahr 2020 etwa 100 Millionen Dollar für die Exklusivrechte an Rogans Podcast zahlten.

Nach Neil Youngs Verbannung von der Streaming-Plattform meldeten sich sowohl Disturbed-Frontman David Draiman als auch Ex-Skid Row-Sänger Sebastian Bach zu Wort, um die Situation zu kommentieren. „Ich applaudiere Spotify dafür, die richtige Entscheidung getroffen zu haben, die Redefreiheit zu bewahren und nicht vor dem Mob zu kapitulieren“, so Draiman, dessen Meinung sich Hatebreed-Frontmann Jamey Jasta anschloss. Bachs spöttische Einstellung zu Draimans Aussage war seiner Antwort deutlich zu entnehmen: „Stell dir vor, du bezeichnest dich als Rocker und stellst dich auf die Seite eines Typen, der einen Podcast hat, statt auf die von Neil Young.“

Spotify-Aktie um 25% gefallen

Unterdessen, da die Folk-Musikerin Joni Mitchell ihre Solidarität mit Young bekundete, indem sie ihren Albumkatalog vollständig von Spotify entfernte, und die Hashtags #DeleteSpotify und #CancelSpotify mittlerweile auf Twitter trenden, scheint es, als ob diese Bewegung den Wert des Online-Dienstes tatsächlich verändert – in monumentaler Größenordnung. „Ich habe beschlossen, meine gesamte Musik von Spotify zu entfernen. Unverantwortliche Leute verbreiten Lügen, die Menschen das Leben kosten“, so Mitchell auf ihrer Web-Seite. „Ich bin solidarisch mit Neil Young und der weltweiten wissenschaftlichen und medizinischen Meinung zu dieser Angelegenheit.“

Laut Forbes machen sich die Investoren von Spotify nun angesichts der Kontroverse um Neil Young Sorgen um den Marktwert der Plattform. Seit Anfang 2022 ist der Wert der Spotify-Aktie um 25 % gefallen, was den Streaming-Dienst bereits vier Milliarden Dollar gekostet hat. In der Ungewissheit über die Anzahl an Personen, die sich dem Boykott in kommender Zeit noch anschließen mögen, macht sich Unruhe breit.

Was darf und was nicht

Angesichts der Größe und Reichweite von Spotify überrascht solch ein Streitfall wohl kaum. Schon vor einiger Zeit geriet der Streaming-Dienst wegen der schlechten Entlohnung seiner vertretenen Künstlerinnen und Künstler in Verruf; seither häufen sich die Vorwürfe gegen das Unternehmen. In erster Linie jedoch hat jede Person die Berechtigung, die Plattform aus privater oder geschäftlicher Motivation zu nutzen. Dass die Intentionen dabei variieren, sollte klar sein. Wenn das Gerüst bereits zu kollabieren droht, weil ein einziger Podcaster unbeliebte Meinungen vertritt, worauf darf sich die Metal-Gemeinschaft bei all der Verherrlichung unpopulärer Themen dann vorbereiten?

Andererseits braucht auch Spotify ein gültiges Regelwerk, das klar kennzeichnet, was erlaubt ist und was nicht. Angesichts der steigenden Sterberate während der Pandemie ist eine Verharmlosung der Situation äußerst pietätlos. Doch auch hier stellt sich die immer wiederkehrende Frage: Wo ist die Grenze für wen überschritten?

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