Die Achtziger Jahre werden nicht ohne Grund oft als das goldene Metal-Zeitalter betrachtet. Eine bedeutende Rolle spielte dabei der kreative Vorstoß vieler Bands, die sich in dieser Ära in bislang unentdeckte musikalische Gefilde wagten. Der Pioniergeist dieser Zeit manifestierte sich in wegweisenden Alben und innovativen Herangehensweisen an das Songwriting. Zudem experimentierten Bands in einem breiten Spektrum von Stilen. Dies führte zu einer Fülle neuer und vielfältiger Klanglandschaften. Insbesondere Gruppen wie Metallica, Slayer, Iron Maiden oder Megadeth hinterließen in den Achtzigern einen bleibenden Eindruck. Auch Anthrax schlossen sich dem an.
Ein kraftvoller Start
Im Jahre 1981 kamen die beiden langjährigen Freunde Scott Ian und Dan Lilker zusammen, um eine Band zu gründen. Ihre gemeinsame Begeisterung für die aufkommende NWOBHM spiegelte sich in ihren Vorhaben wider, musikalisch ordentlich durchzustarten. Nach einiger Zeit stießen Schlagzeuger Charlie Benante, Leadgitarrist Dan Spitz sowie Sänger Neil Turbin zur Truppe hinzu, um das Line-up zu vervollständigen. Ein erstes Demo, produziert vom damaligen Manowar-Gitarristen Ross The Boss, verschaffte Anthrax nur zwei Jahre später direkt einen Plattenvertrag. Nachdem die Herren mit ihrer ersten Single ‘Soldiers Of Metal’ im gleichen Jahr bereits mehrere Tausend Exemplare unter die Fans gebracht hatten, warteten alle gespannt auf das Debütalbum.
Falsche Song-Auswahl
Ende 1983 begaben sich die Musiker erneut ins Studio, um mit FISTFUL OF METAL dem Warten ein Ende zu setzen. Produzent Paul Curcio, der im selben Jahr auch für Metallicas KILL ‘EM ALL verantwortlich war, musste aus Zeitgründen leider absagen. The Rods-Drummer Carl Canedy sprang für ihn ein. Einige der Songs haben ihre Wurzeln in den Anfangstagen der Band und fügen sich mit beeindruckender Leichtigkeit nahtlos in das musikalische Gesamtbild ein. So war es möglich, die gesamte Platte in nur drei Wochen einzuspielen.
Die frühe Besetzung von Anthrax zeichnete sich vor allem durch ihre Beständigkeit aus: Sei es ‘Deathrider’, ‘Metal Thrashing Mad’, ‘Panic’ oder ‘Subjugator’ – jeder Titel auf der Scheibe umfasst dieselbe massive Intensität. Mitten im Album taucht überraschenderweise eine Cover-Version von Alice Coopers ‘I’m Eighteen’ auf. Gitarrist Scott Ian weigerte sich, an diesem Cover mitzuwirken. Auch wenn er die Idee, ein Stück neu zu interpretieren, offen begrüßte, hielt er diese Auswahl nicht für beispielhaft für seine Musikgruppe. Die Gitarren für ‘I’m Eighteen’ musste Dan Spitz daher allein einspielen.
Innere Unruhen
Der Aufnahmeprozess des Albums verlief im Großen und Ganzen reibungslos. Nur beim Mixen musste sich das Quintett auf Canedy verlassen – und wurde enttäuscht: Bis heute zeigen sich einzelne Band-Mitglieder mit dem Klang des Albums unzufrieden. „Ich kann es mir wirklich nicht anhören, so wie Carl es gemischt hat. Ich muss auch sagen, dass der Klang das Album ruiniert. Mir war bewusst, dass Carl im Studio einige ziemlich seltsame Effekte benutzt. Da ich allerdings keine Erfahrung hatte, konnte ich ihm nicht widersprechen“, gesteht Ian in einem Interview.
Während also die Aufnahmen per se ohne größere Probleme vonstattengingen, war das Zwischenmenschliche unter den Herren eine andere Geschichte: Die Tatsache, dass zwei der fünf Mitglieder die Band innerhalb weniger Monate verließen, verrät einiges über die Unruhen und Turbulenzen innerhalb der Besetzung. Gründungsmitglied Lilker zog sich sogar vor dem offiziellen Release von FISTFUL OF METAL aus der Gruppe zurück. Auch Turbin beschloss, sich nach einer kurzen Tour zur Präsentation des neuen Werks von Anthrax zu verabschieden.
🛒 FISTFUL OF METAL auf amazon.de bestellenZwischen Unterschätzung und Kultstatus
Obwohl Anthrax mit FISTFUL OF METAL einen beachtlichen Erfolg verzeichnen konnten, zählt es zu den Alben, die entweder unterschätzt, vergessen oder schlichtweg übersehen werden. Grund dafür ist die immens hohe Popularität, die die Band mit den nachfolgenden Werken SPREADING THE DISEASE (1985) und AMONG THE LIVING (1987) erlangte. Nichtsdestotrotz lieferten die Musiker mit ihrem Erstling eine der frühesten und prägendsten Thrash Metal-Platten ab, die nachhaltige Spuren in der gesamten Metal-Szene hinterließ.
Wir haben das Album keinesfalls vergessen und möchten demnach Anthrax herzlich zum 40. Jubiläum gratulieren!
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