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Paul Stanley: 70 Jahre und noch immer glamourös unterwegs

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Am 20. Januar 1952 ging ein Stern für die Hard Rock- und speziell für die Glam Metal-Szene auf, die bis dato als unerforschtes Terrain galt. Stanley Bert Eisen, besser bekannt als Paul Stanley, Sohn von Eva und William Eisen, entpuppte sich bereits in den frühen Siebzigern als Pionier glamouröser Rock-Musik und etablierte gemeinsam mit Gene Simmons den Full-Face-Make-Up-Look für den modernen Metal-Mann. Die damals noch als „Schock Rock“ betitelte Musik von Kiss sowie die extravagante Optik der Mitglieder sollten später Bands wie Mötley Crüe, Guns N‘ Roses und Bon Jovi ihren Weg bereiten. Wobei sich der Schminkstil eher später in Form des Corpsepaints im Black Metal assimilierte.

Wenige Jahre nach ihrer Gründung feierten Kiss internationale Riesenerfolge. Heute zählen sie zu den Gruppen, die aus der Rock ’n‘ Roll-Historie nicht mehr wegzudenken sind. Wie es dazu und insbesondere zur Entstehung der Glam Metal-Formation kam, ist Stanleys eisernem Durchhaltevermögen und der Überzeugung von der eigenen Musik zu verdanken.

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Eine ausschlaggebende Entscheidung

Aufgrund der politischen Verfolgung jüdischer Personen im deutschen NS-Staat flüchteten Paul Stanleys Eltern damals von Berlin über Amsterdam in die amerikanische Großstadt mit dem Wunsch, sich und ihren Kindern ein sichereres Leben zu ermöglichen. „Das hat ihnen das Leben gerettet“, berichtete Stanley in einem Interview. „Die Flucht ging weiter und schließlich landeten sie in New York, wo ich zur Welt kam.“ Stanley und seine zwei Jahre ältere Schwester Julia wuchsen in Manhattan auf, wo der damals schon leidenschaftliche Musik-Fan später die „Music & Art“-Highschool besuchte.

Um sich Gitarrenunterricht leisten zu können, arbeitete er bereits zu Schulzeiten als Taxifahrer. Trotz seiner Taubheit auf dem rechten Ohr soll es stets Stanleys Ziel gewesen sein, eine Karriere als Musiker anzufechten. Nach seinem Hochschulabschluss schien die Zeit reif, seine Pläne in Taten umzusetzen. Er trat der Band Rainbow bei – eine lokale Rock-Gruppe, deren Mitgliedschaften allerdings jeweils nur von kurzer Dauer waren. Für Stanley erwies sich der Beitritt jedoch als vermutlich strategischster Schachzug seiner Laufbahn.

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Von Rainbow über Wicked Lester zu Kiss

Durch einen gemeinsamen Freund stieß er mit zerrütteter Band-Aufstellung auf den später als „God Of Thunder“ gepriesenen Bassisten Gene Simmons. Aus der Fusion der übriggebliebenen Rainbow-Mitglieder und Simmons formierte sich Wicked Lester. Unter diesem Namen wurde eine nie veröffentlichte Platte aufgenommen; zu einer zweiten sollte es nie kommen, denn auch Wicked Lester brachen bereits zwei Jahre nach ihrer Gründung (1973) auseinander.

Nachdem Stanley und Simmons auf Peter Criss‘ Anzeige im Rolling Stone antworteten und somit wieder Zuwachs erhielten, entschieden sich die beiden, selbst in der Zeitung Village Voice nach einem noch fehlenden Lead-Gitarristen zu suchen. Mit Ace Frehley schloss sich der Kreis, die brandneue Aufstellung war komplettiert, Kiss waren geboren. Stanley Bert Eisen wurde zu Paul Stanley und erschuf seine Kiss-Persona „The Starchild“, die charakteristisch einen aufgemalten Stern über dem rechten Auge und roten Lippenstift trägt. „Jeder von uns trägt etwas, das widerspiegelt, wer wir sind“, erklärte er. 1974 brachten die Hard-Rocker ihr Band-betiteltes Debüt-Album auf den Markt, das sofort – wie so viele der Nachfolger – Gold-Status erhielt. Damit war der Platz im Olymp der Musikgötter gesichert und der Startschuss für die rühmliche Karriere abgefeuert.

Kiss, KISS-Cover

Kiss on fire

Neben der beschwingten, doch schruppigen, energischen Musik waren es jedoch insbesondere die Live-Auftritte, die Kiss bekannt machten. Wie bereits erwähnt, gehörten die schrillen Kostüme – auffällig, glitzernd und in jedem Falle auf Plateau –, das bandtypische Make-Up und die langen, schwarzgefärbten Haare unentbehrlich zum Kiss-Repertoire. Skurriler noch wurde es mit Gene Simmons‘ „Blut“- und Feuerspucken, das mehr als nur ein Mal dafür sorgte, dass der eine oder andere Band-Kollege Flammen fing. Stanleys signifikanter Beitrag zu den Bühnen-Shows zeichnete sich dagegen fast schon harmlos mit dem regelmäßigen Zertrümmern seiner Gitarre aus.

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I Was Made For Lovin‘ You

Nach der Veröffentlichung des Live-Albums ALIVE! (1975) und der ausgekoppelten Version von ‘Rock And Roll All Nite’ zementierte die Band ihren Superstar-Status. Daraufhin folgten die Verkaufsschlager DESTROYER (1976), ROCK AND ROLL OVER (1976), LOVE GUN (1977) und 1978 die erste Greatest Hits-Platte DOUBLE PLATINUM. Doch auch damit war die Erfolgsspitze noch nicht erreicht. 1979 veröffentlichten Kiss DYNASTY und damit den siegreichsten Song der Band jemals: ‘I Was Made For Lovin‘ You’. Der Song sollte den neuen Klang von Kiss zusammenfassen, der sich noch immer typischer Elemente bediente, gleichzeitig jedoch den derzeit beliebten und dominanten Disco-Sound miteinbezog.

Trotzdem gestalteten sich die frühen Achtziger schwierig die Rocker; es kam zu diversen Besetzungswechseln, Unstimmigkeiten und Verkaufstiefs. Um sich erneut in den Fokus der Aufmerksamkeit zu katapultieren, traten Kiss in der Promo-Phase für LICK IT UP (1983) erstmalig ungeschminkt auf. Der Plan ging auf, es folgten Hits wie ‘Heaven’s On Fire’ und ‘Thrills In The Night’ und eine Reihe gefeierter Alben zur zweiten Hälfte der Achtziger Jahre.

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Paul Stanley macht die 70 voll

Peter Criss und Ace Frehley, die zum Stand 1996 schon seit geraumer Zeit nicht mehr bei Kiss spielten, sollten nach einem gemeinsamen Fernseh-Auftritt mit Stanley und Simmons wieder an Bord gehen. Im Rahmen der „Alive/Worldwide Tour“ fanden Kiss erstmals wieder in Originalbesetzung und entsprechend geschminkt zusammen. Die Kiss-Karriere nahm so weiterhin ihren Gang: Tournee, (Live-)Alben, Autobiografien, Dokumentationen – wie das nun mal so läuft. Am 10. April 2014 ereignete sich dann ein nächster Meilenstein der Band-Geschichte: Alle Gründungsmitglieder von Kiss wurden in die Rock And Roll Hall Of Fame aufgenommen.

Mittlerweile sind wieder einmal nur noch Simmons und Stanley der ursprünglichen Kiss-Konstellation erhalten geblieben. Doch auch diese eisernen Musiker befinden sich mittlerweile (seit 2019) auf ihrer „End Of The Road“-Abschiedstournee. Nach 50 Jahren konstanten und üppigen Ablieferns kann das vermutlich akzeptiert werden.

Dass Paul Stanley mehr als nur ein Teil von Kiss ist, soll in diesem Rahmen nicht vergessen werden. Neben seiner Arbeit bei Kiss veröffentlichte der Künstler diverse Solo- und Nebenprojekte mit anderen Musikerinnen und Musikern. Ohne Kiss jedoch wäre all das nicht möglich gewesen. Also zelebrieren wir 50 Jahre Kiss (bzw. Wicked Lester) und 70 Jahre Paul Stanley aka The Starchild. Happy Birthday!

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Gene Simmons: Avatare sind die Zukunft von Kiss

Kiss haben kürzlich ihre Rechte unter anderem am Band-Namen und ihren Musikkatalog an Pophouse verkauft -- dem schwedischen Unternehmen, das hinter der Avatar-Show ‘ABBA Voyage’ in London steckt. Nun hat Bassist Gene Simmons im Interview mit Rockast darüber gesprochen, was alles in Planung ist, um das Vermächtnis der Masken-Rocker am Leben zu halten beziehungsweise zu vermarkten. Die Evolution von Kiss "Es wird Filme, Cartoon-Sendungen und alles Mögliche geben", berichtet Gene Simmons. "Doch die Avatare sind die Zukunft von Kiss. Und zu sagen, dass sie Konzerte sind, ist zu klein. Es ist größer als das. Doch ich möchte nicht zu viel…
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