Durch Schaffers Matt Barlow-Rückholaktion wurde eine derart hohe Erwartungshaltung geweckt, dass diese schier unerfüllbar scheint. Dennoch Kompliment: Nix gegen Ripper Owens – aber diese Aktion hat sich gelohnt. Weil: Keine andere Stimme passt zu dem dramatisch-theatralischen Heavy Metal von Iced Earth wie eben die von Rückkehrer Barlow – das wird gleich mit dem eigentlichen Opener ‘Behold The Wicked Child’ und dem sich anschließenden eindringlich-hymnischen Mid-Tempo-Rocker ‘Minions Of The Watch’ überdeutlich.
Darüber hinaus scheint diese Konstellation Chef-Gitarrist Jon Schaffer die Sicherheit zu geben, sich verstärkt ausgefallenen Experimenten im Arrangement wie Glissando-Gitarren (‘A Gift Or A Curse’) oder Flöten (wie im epischen Siebenminüter ‘Come What May’) beziehungsweise omnipräsenten Orchestrierungen zu widmen. Das hievt den künstlerischen Anspruch dieser Scheibe in höhere Sphären. Dabei bewegt sich das Song-Material meist im Midtempo-Bereich – was virtuose Gitarrenattacken und eruptive Ausbrüche nicht ausschließt.
Lediglich der rüde Speed-Thrasher ‘Divide And Devour’ fällt da etwas aus dem Rahmen. Auch wenn ein ganz großer Reißer à la ‘I Died For You’, ‘Watching Over Me’ oder ‘Declaration Day’ im ersten Moment schwer auszumachen ist (wobei ‘I Walk Alone’ oder ‘Sacrificial Kingdoms’ schon ziemlich nahe an dieses exorbitant hohe Niveau heranreichen): Dieses Album besticht letztlich durch seine hohe Musikalität, Vitalität und Vielfalt. Damit reiht sich THE CRUCIBLE OF MAN in die Riege solch ambitionierter Werke wie zuletzt Judas Priests NOSTRADAMUS ein, eignet sich aber darüber hinaus – und im Gegensatz dazu – auch zum dezent-gepflegten Abbangen.
Anders ausgedrückt: Connaisseure mit Präferenz für filigrane, detailreiche Arrangements und Stimmungsvariationen, die erst bei genauem Hinhören ihre Reize entfalten, kommen genauso auf ihre Kosten wie der gemeine Mähnenschüttler. Klasse!
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