Die drei coolsten Frauen im Rock-Business heißen 1. Melissa 2. Auf 3. Der Maur. Wo andere Damen verzweifelt emanzipatorisch keifen, greift die 38-jährige Kanadierin selbstbewusst und klischeefrei in die Saiten, ohne dabei den Sex-Appeal zu verleugnen.
Ihre ehemalige Hole-Gefährtin Courtney Love hatte sie bereits mit ihrem selbstbetitelten Debüt von 2004 sowohl musikalisch wie ästhetisch hinter sich gelassen, nun folgt mit OUT OF OUR MINDS der zweite Teil ihres Solokarriere – und der ist düsterer und vertrackter als der Vorgänger. Auf der Maur hat nicht umsonst Kunstwissenschaften studiert: Das Crossover-Konzept von OUT OF OUR MINDS besteht aus Galerie-Präsentationen, einem Comicbuch, einem Kurzfilm und eben diesem Album, das die flockig-rockigen Rhythmen früherer Tage beiseite schiebt und stattdessen Mantra-artige Sound-Teppiche webt.
Hier geht es eher um Atmosphäre als Hooklines – und das entwickelt fast schon hypnotische Siebziger-Jahre-Aura. Auch die vier verschiedenen Produzenten (unter anderem Chris Goss, Mike Frazer und Depeche Mode-Vertrauensmann Alan Moulder) und Gastsänger Glenn Danzig (auf ‘Father’s Grave’), unterstreichen den Soundtrack-artigen Collage-Charakter des Albums. Rock, Country, Elektro, Drogen-Nebel – alles geht. Das Debüt war definitiv zugänglicher, OUT OF OUR MINDS ist der düstere, erwachsene Bruder – und Melissa Auf der Maur weiterhin mit Abstand die coolste Schwester im Rock-Zirkus.
Matthias Weckmann
Diese und viele weitere Rezensionen gibt es in der April-Ausgabe des METAL HAMMER.
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