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NIGHTWISH Dark Passion Play

Gothic Metal, Nuclear Blast/Warner 13 Songs / 75:37 Min. / 28.09.2007

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Foto: Nuclear Blast/Warner

Die Verbindung Finnland und Soundcheck-Sieg schient gut zusammenzupassen: nach Amorphis‚ Erfolg im letzten Monat haben nun Nightwish mit ihrem lange erwarteten neuen Album DARK PASSION PLAY die Spitzenposition inne – und das trotz neuer Sängerin.

Nicht nur für die Fans, sondern auch für die Band selbst ist die Qualität und der Charme ihres Gesangs natürlich der Knackpunkt. Doch Annette Olzon – gebürtige Schwedin – hat den Einstieg trotz ihrer leichten Abneigung gegen Operngesang perfekt gemeistert.

Nachdem die ehemalige Frontfrau Tarja Turunen auf der letzten Nightwish-Platte ihre Operntechnik ein wenig zugunsten normalem Gesang zurückgeschraubt hatte, scheint es wie eine natürliche Entwicklung, nun eine neue Stimme zu hören. Dabei klingt Anette ein wenig wie Sängerin Agnetha Fältskog, deren Songs sie bereits in ihrer Abba-Cover-Band zum Besten gab – doch dies nur am Rande.

Die Fans erwartet einmal mehr ein episches Meisterwerk aus der Feder von Nightwish-Mastermind Tuomas Holopainen. Der Perfektionist hat wieder auf ein komplettes Orchester und einen Chor zurückgegriffen, um seinen Kompositionen den nötigen Bombast einzuhauchen.

Leider benutzt er – wie beispielsweise bei ‘Bye Bye Beautiful’ – ab und an etwas gewöhnungsbedürftige Keyboard-Sounds, die im Ohr des Hörers ein wenig anecken. Das tut dem allgemeinen Hörgenuss allerdings kaum einen Abbruch, denn Hits wie ‘Amaranth’ zeigen, aus welchem Holz Holopainen geschnitzt ist: Er ist und bleibt ein Hit-Garant.

Dabei schlägt die neuste Single-Auskopplung keineswegs in die gleiche Kerbe wie seinerzeit der sehr einfache Track ‘Nemo’. Olzon intoniert eine etwas kompliziertere Refrain-Melodie, die stark achtziger-Jahre-lastig ist und damit eine interessante nostalgische Facette in die moderne Produktion einbringt.

Die Gitarrenfront wirkt hingegen – wie bereits auf ONCE – mitunter fast Rammstein-artig fett, und Erno „Emppu“ Vuorinen belässt es größtenteils bei einfachen Akkorden und dem einen oder anderen Highspeed-Einwurf.

Selbstverständlich ist es bei einem so eng gewebten Sound-Teppich aus Orchester, Chören, Gesang und Keyboards schwierig, mit den Gitarren Highlights zu setzen – doch auch Emppu hat an den richtigen Stellen seine Momente. Ebenso wie Marco Hietala, der beispielsweise beim heftigen ‘Master Passion Greed’ oder dem folkigen ‘The Islander’ – übrigens einem der schönsten Lieder des Albums – gesanglich glänzt.

Letztlich haben es die vier übrig gebliebenen Nightwish-Musiker bravourös geschafft, sowohl eine außergewöhnliche Sängerin wie Tarja Turunen zu ersetzen, als auch ein weiteres Album zu schreiben, das die Finnen (hoffentlich) noch weiter nach vorne bringen wird.

Bleibt zu wünschen, dass die Fans dies ähnlich sehen – es wäre der Band und vor allem der talentierten Annette Olzon zu gönnen! Anspieltipps: der Hit ‘ Amaranth’, der Folk-Song ‘The Islander’, das Instrumental ‘Last Of The Wilds’ und der Nackenbrecher ‘Bye Bye Beautiful’.

Kommentare der Redaktion

DARK PASSION PLAY hätte ein kompletter Reinfall werden können, wenn die Band nicht Anette Olzon als Nachfolgerin von Tarja Turunen gefunden hätte. Mit ihrer Stimme bekommen die – streckenweise sehr harten – Songs einen wundervoll rockigen Anstrich. Kein Geträller, sondern perfekt passt sie ihre Stimme an die melodiösen Nigthwish-Songs an, die somit mehr Hit-Potenzial wie jemals zuvor bekommen. Minus: Furchtbar sind nur die Folk-Songs, ich bin doch hier nicht bei den Hobbits, oder?
Thorsten Zahn (6 Punkte)

Nightwish gewinnen den Soundcheck. Ist jemand überrascht? Wohl eher nicht, denn dazu ist die Band einfach zu stark. Von meinem Geschmack waren die Finnen trotz aller songwriterischen Brillanz zwar immer so weit weg wie China vom Naturschutz – doch das ändert sich jetzt partiell. DARK PASSION PLAY rockt deutlich mehr und bringt eine „menschlichere“ Stimme mit als das bisherige Material.
Tobias Gerber (4 Punkte)

Ich teile die Meinung von Kollege Gerber. Trotz aller Erfolge und vermeintlicher Großartigkeit von Nightwish rangierte die Band auch bei mir eher in der „Wayne“-Kategorie. Das ändert sich jetzt aber mit DARK PASSION PLAY. Ein Verlust durch den „Abgang“ von Tarja Turunen kann nicht festegestellt werden, live werden wir sehen, was „die Neue“ mit dem älteren Material anstellt. Ansonsten offerieren Nightwish dicke Power und großen Bombast in starkem Sound-Korsett.
Anzo Sadoni (4 Punkte)

Die Wahl von Anette Olzon als Tarja-Nachfolgerin hat mich überrascht: Anettes Stimme unterscheidet sich nämlich stark von Tarjas, überspitzt gesagt wird der Opern-Metal von Stadion-Rock abgelöst. Mir persönlich gefällt das, denn die Songs wirken bei aller Eingängigkeit plus den typische Nightwish-Melodien nun erdiger, bodenständiger. Für jemanden, der jedoch den jubilierenden Gesang besonders mochte, wird die Umstellung schwieriger. In punkto Hit-Faktor sind Nightwish dennoch ganz weit vorne, und für die mutige (und gelungene) Sängerinnenwahl gebührt ihnen eigentlich noch ein Ehrenpunkt.
Petra Schurer (5 Punkte)

Ganz klar: Mit der neuen Sängerin Anette Olzon driften Nightwish in eine sehr viel rockigere Ausrichtung, die nicht selten an die Kollegen von Within Temptation erinnert. Das stört aber nicht weiter, schließlich besitzt DARK PASSION PLAY zahlreiche opulent orchestrierte Höhepunkte, die einem direkt unter die Haut gehen und das Songverständnis von Chef Tuomas dokumentieren. An den aufgesetzt wirkenden Gesang von Marco Hietala werde ich mich aber nie gewöhnen…
Matthias Weckmann (5 Punkte)

Anette Olzon klingt weniger nach klassischer Ausbildung als Tarja und tatsächlich mehr nach ABBA. Das ist zwar in gewisser Weise gewöhnlicher, aber für meine Ohren nicht schlechter – im Gegenteil. Die Musik dazu jedoch wirkt wie immer: Viel Bombast, viel Gedudel und nur wenig, was richtig auf den Punkt kommt. Sehr gut gemacht und ganz nett. Christof Leim (4 Punkte)

Meine Erwartungen an das neue Nightwish-Album waren sehr hoch, und obwohl ich von der Vorab-Single ‘Eva’ zunächst nicht ganz so begeistert war, überzeugt mich DARK PASSION PLAY auf ganzer Linie. Es gibt keine einzige Schwachstelle auf dem Album. Alles klingt unverkennbar nach Nightwish und ist dennoch sehr abwechslungsreich. Anette beweist, dass sie trotz der sehr unterschiedlichen Stimme eine würdige Nachfolgerin von Tarja ist.
Lisa Lederer (Leserin/7 Punkte)

Ich konnte bislang nie viel mit Nightwish anfangen, doch hier hört man eine
deutliche Leistungssteigerung: amtliches Songwriting, Bombast-Produktion und überladene Film-Musik-Arrangements. Der Ausstieg von Sängerin Tarja stört dabei nicht mal, die neue Sängerin fügt sich konventioneller ein und lässt so angenehmerweise mehr Platz für den Rest der Band.
Rob (Excrementory Grindfuckers/6 Punkte)


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