Wenn man über die Spielereihe „The Walking Dead“ schreibt, muss man zwingend auch das Schicksal von Entwicklerstudio Telltale Games zumindest kurz anreißen: Im Jahr 2018 musste das Studio komplett geschlossen werden, zu dem Zeitpunkt arbeitete man gerade noch mit Hochdruck an der vierten und finalen Staffel von „The Walking Dead“. Als die Schließung bekannt wurde, war zum damaligen Zeitpunkt auch unklar, ob „The Walking Dead: The Final Season“ überhaupt noch fertiggestellt werden kann. Rettung folgte in Form von Skybound Entertainment, der Firma hinter den Comics. Dank Skybound konnten nicht nur die fehlenden Episoden der finalen Staffel finalisiert und veröffentlicht werden, sondern Skybound ist es auch zu verdanken, dass es eine „The Walking Dead“-Komplettsammlung für Fans gibt. Quasi Tribut und Abschied in einem.
Trailer
Das steckt drin
„The Walking Dead: The Telltale Definitive Series“ so der vollständige und etwas sperrige Titel der Sammlung, bietet alle vier Hauptstaffeln der Reihe und das Spin-Off „The Walking Dead: Michonne“. Bei der ersten Staffel ist außerdem der DLC „400 Days“ direkt mit an Bord und kann im Staffelmenü als Bonusepisode ausgewählt werden. Mit „Graphic Black“ gibt es außerdem einen standardmäßigen Grafikfilter, der den visuellen Stil der finalen Staffel auf alle vorherigen Episoden und Staffeln übeträgt. Und davon profitieren vor allem die ersten Seasons, denen man ihr Alter durchaus schon ansehen kann. Verbesserte Texturen mit einer höheren Auflösung gibt es nämlich nicht, dies wäre vermutlich zu aufwendig und zu teuer gewesen.
Und auch auf 4K-Gameplay muss man leider verzichten – „The Walking Dead: The Telltale Definitive Series“ läuft in 1080p, zumindest auf Konsolen. „Graphic Black“ kaschiert allerdings zum Glück größtenteils das optische Alter der Reihe und liefert gleich noch einen weiteren Vorteil: Alle „The Walking Dead“-Staffeln sehen jetzt einheitlich aus. Wer die alten Staffel lieber im Original spielen möchte, kann in den Einstellungen den Filter aber auch deaktivieren.
Abgerundet wird die Sammlung durch jede Menge Bonusmaterial, darunter Entwicklerkommentare, Konzeptzeichungen als Bildergalerie, ein Musikplayer mit über 40 Stücken und betrachtbare 3D-Modelle aus allen Episoden. Alle Bonusinhalte können komfortabel vom Hauptmenü aus abgerufen werden, leider muss man sich bei den 3D-Modellen auf längere Ladezeiten einstellen, die auch etwas unverständlich sind, da die Modelle nicht die höchste Auflösung haben. Das trübt den Spaß leider etwas und macht das Anschauen der Modelle zur unnötigen Geduldsprobe.
So spielt sich „The Walking Dead“ im Jahr 2019
Aber sei es drum, wir sind primär nicht für das Bonusmaterial hier, sondern für die einzelnen Spiele. Als das erste „The Walking Dead“ im Jahr 2012 erschien, wurde es von Spielern und Kritikern für seine Erzählweise mit den vielen Entscheidungsmöglickheiten gefeiert. In den darauffolgenden Jahren gab es immer mehr Spiele, die „The Walking Dead“ vom Gameplay her ähnelten und man kann zurecht behaupten, dass das Game eine Trendwelle auslöste, die bis heute anhält. Zwar gibt es in „The Walking Dead“ auch Szenen, in denen Schnelligkeit gefragt ist, dennnoch spielt sich der Titel die meiste Zeit über wie eine interaktive Serie: Man erkundet die Umgebung und löst dabei simple Rätsel, um die nächsten Dialogszenen anzustoßen und die Handlung voranzutreiben. Hin und wieder sorgen Quick-Time-Events für Abwechslung, Nervenkitzel und oftmals auch Frust.
Für den Wiederspielwert sorgen unterschiedliche Entscheidungsmöglichkeiten und Wahlfreiheiten in Schlüsselszenen. Allerdings wird beim erneuten Durchzocken auch schnell klar, dass die von den Entwicklern im Vorfeld stark betonte „maßgeschneiderte Handlung“ sich gar nicht so stark unterscheidet und die vielen Wahlfreiheiten eigentlich nur wenig Einfluss auf den eigentlichen Verlauf der Handlung hat. Das ist allerdings ein Problem, das viele Spiele dieser Sorte haben und es fällt erst auch dann negativ ins Gewicht, wenn man eine Staffel nach Fertigstellung direkt noch einmal durchspielt.
Trotzdem: Wer eher auf Action und Herausforderungen steht, ist bei „The Walking Dead: The Telltale Definitive Series“ an der falschen Stelle. Der Fokus der Spiele liegt voll und ganz auf der Handlung und den Charakteren. Allen voran Clemetine, die in der ersten Staffel noch ein kleines Kind ist, im Laufe der Reihe aber zu einer jungen Frau heranwächst und dann vor ganz neuen Herausforderungen inmitten der Zombie-Apokalypse steht. Großes Lob muss an dieser Stelle auch noch an die englischsprachigen Synchronsprecher ausgesprochen werden, die ihren Figuren Leben einhauchen und dafür sorgen, dass man gefesselt vor dem Bildschirm klebt und mit ihnen mitfiebert und -fühlt.
Fazit
„The Walking Dead: The Telltale Definitive Series“ richtet sich an zwei Zielgruppen: An Hardcore-Fans, die die Reihe lieben und sie noch einmal mit Bonusmaterial und dem neuen Grafikstil erleben wollen sowie an Neueinsteiger, die mit der Sammlung ein Komplettpaket mit allen jemals veröffentlichten Inhalten kriegen. Und beide Gruppen kommen mit der Sammlung voll auf ihre Kosten, obgleich bekannte Gamepleayschwächen auch in der „definitiven“ Fassung vorhanden sind. Ein Grafikupgrade abseits des „Graphic Black“ getauften Filters wäre wünschenswert gewesen, auf den Spielspaß wirken sich die teils niedrig aufgelösten und verwaschenen Texturen erster Staffeln jedoch nicht aus. Obendrauf bietet die Sammlung eine schier endlose Fülle an Bonusmaterial, das jedes Fanherz höher schlagen lässt.
Wir haben „The Walking Dead: The Telltale Definitive Series“ auf einer PS4 Pro getestet.
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