Erst vor wenigen Tagen datierten Iron Maiden die Veröffentlichung ihres 17. Studioalbums SENJUTSU auf den 3. September. Im Rahmen der Ankündigung enthüllte die Band auch das zugehörige Cover. Auf ihm präsentiert sich das wohl bekannteste Band-Maskottchen des Heavy Metal-Universums als blutdürstiger Samurai. In detailverliebten Bildern illustriert das Musikvideo zur ersten Single ‘The Writing On The Wall’ seine eindrückliche Metamorphose. Es verdeutlicht: Eddie ist ein Verwandlungskünstler. Im Folgenden deshalb ein Versuch, seine umfassende, mittlerweile 41-jährige Geschichte in wenige Worte zu fassen.
🛒 Iron Maiden – Senjutsu jetzt bei Amazon.de vorbestellenSchattige Gasse
Erstmalig trat Eddie am 8. Februar 1980 in Erscheinung. Vom Rande einer düsteren Gasse blickte er hinterhältig auf sein flüchtendes Opfer. In der Hand hielt er seine Waffe, eine zerbrochene Flasche. Auf dem Cover ihrer ersten Single ‘Running Free’ (1980) lag Eddies Gesicht noch im Schatten. Erst vom zugehörigen Langspieler IRON MAIDEN (1980) starrte er den Betrachtern scheinbar direkt in die Augen – mit irrem Blick. Ursprünglich war Derek Riggs‘ wohl bekannteste Schöpfung für eine Punk-Band bestimmt. So hatte seine erste Skizze – Titel: „Electric Matthew Says Hello“ – noch kürzere Haare. Um der Kultur der Heavy Metal-Szene gerecht zu werden, wurden diese für das Artwork des Albumdebüts kurzerhand verlängert.
Namensvetterin
Wenig später erdolchte Eddie sein erstes Opfer: Margaret Thatcher. Man könnte meinen, seine Tat wäre politisch motiviert, doch schien Eddie eher von Selbstsucht angetrieben. Der langjährige Manager der Band, Rod Smallwood, erklärte den historischen Hintergrund des ‘Sanctuary’-Artworks (1980) wie folgt: Nachdem Großbritanniens damalige Premierministerin der UdSSR einen Besuch abstattete und mit den dortigen Staatsoberhäuptern in ihrer gewohnten Härte umging, erhielt sie den Spitznamen „Iron Maiden“ beziehungsweise „Iron Lady“. Die Band knüpfte folgendermaßen an: Eddie verspürte Eifersucht auf seine Namensvetterin – und drehte durch, als er Thatcher dabei erwischte, wie sie Iron Maidens Konzertposter von einer Mauer riss.
Das Artwork löste Kontroversen aus, die – wie zu erwarten – die Bekanntheit der Band merklich steigerten. Auf der nächsten Single-Auskopplung (‘Women In Uniform’, 1980) war Thatcher im Übrigen gleich erneut zu sehen. Ihr dürstete nach Rache.
Misere
Sein Aussehen behielt Eddie von IRON MAIDEN (1980), über KILLERS (1981) bis THE NUMBER OF THE BEAST (1982) in seinen Grundzügen bei. So trug er bis dahin zumeist sein gewohntes Outfit, bestehend aus Jeans und T-Shirt. Hingegen zeigte das Cover der vierten Veröffentlichung, PIECE OF MIND (1983), eine drastische Veränderung des Charakters. Plötzlich fand sich Eddie – mit kahlem Kopf und eingewickelt in eine Zwangsjacke – in Ketten gelegt wieder. Auf dem Cover der zugehörigen Single-Auskopplung ‘The Trooper’ (1983) sah man Eddie außerdem zum ersten Mal in seiner Kavallerie-Uniform, die im Verlauf der Zeit immer wieder zum Einsatz kam. Zuletzt war sie auf einigen Postern zur „Legacy Of The Beast“-Tour zu sehen.
Anzumerken bleibt außerdem ein weiteres zentrales Detail: Erstmals zeigte das Artwork zu PIECE OF MIND Eddies lobotomisierten Schädel. Ein ähnliches Element fand sich zum Beispiel auf dem 1995 veröffentlichten zehnten Studioalbum, THE X FACTOR, welches das Band-Maskottchen ebenfalls in einer eher misslichen Lage zeigte.
Im Wandel
Bis 1992 wurde Eddie von keinem anderen als seinem Schöpfer Riggs gezeichnet. Für das Cover von FEAR OF THE DARK (1992) entschieden sich Iron Maiden jedoch für eine Grafik von Mervyn Grant. Neben diesem gestaltete Grant zum Beispiel das erwähnte Artwork für THE X FACTOR, und im weiteren Verlauf auch das Cover von THE FINAL FRONTIER (2010) sowie FROM FEAR TO ETERNITY (Kompilation, 2011). Mit den verschiedenen Künstlern wandelten sich Eddies Gesichter und seine Outfits, auch befand er sich in teilweise gänzlich verschiedenartigen Welten.
So thronte Eddie beispielsweise als gigantischer Pharao über sandiger Weite (POWERSLAVE, 1984) und kämpfte sich direkt im Anschluss als Mumie aus einem feuchten Grab (LIVE AFTER DEATH, 1985). Wenig später fand sich Eddie als Cyborg in einer weitaus futuristischeren Welt wieder (SOMEWHERE IN TIME, 1986). Und auf dem Cover von BRAVE NEW WORLD (2000) zeigte sich Eddie gänzlich körperlos als finsterer Schwaden, der tief über einem London der Zukunft hängt.
Ära
Zuletzt wurde das Band-Maskottchen von Mark Wilkinson, der mit seinen Grafiken für Marillion einem größeren Publikum bekannt wurde, belebt. Auf dem Artwork des 2015 erschienenen Langspielers THE BOOK OF SOULS präsentiert sich Eddie als dürrer, zähnefletschender Maya. Und auch der aktuellste Eddie, welcher sich im nahenden Spätsommer unter seine Vorfahren im Plattenschrank mischen wird, greift Elemente einer uns fernen Kultur auf. Läuteten Iron Maiden also mit THE BOOK OF SOULS den Beginn einer gänzlich neuen Eddie-Ära ein?
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