Ja, stimmt: Die Bezeichnung „Black Metal“ wird Anaal Nathrakh nicht gerecht. Obwohl das britische Duo Mick Kenney und Dave Hunt Elemente des Genres verwendet, sind sie doch weitaus offener als die meisten Bands, die sonst unter diesem Banner wüten. Grind, Death, Industrial, Electro, die Liste der verwendeten Stilelemente ist ebenso lang wie herausfordernd. Aber Anaal Nathrakh sind Meister.
Es gibt wohl nur wenige Künstler, denen es mit einer ähnlichen Leichtigkeit gelingen würde, diesen Wahnsinnsmix auf Platte zu bannen und dabei auch noch richtige Songs daraus zu formen. Denn PASSION ist durchgehend brutal, wahrscheinlich sogar eines der brutalsten Alben, das in den letzten Monaten veröffentlicht wurde. Und zwar sowohl in Sachen Sound, der diesmal wieder etwas organischer ausfällt als beim 2009er-Vorgänger IN THE CONSTELLATION OF THE BLACK WIDOW, als auch in Bezug aufs Songwriting. Das Album klingt, als würde einem jemand, der ungefähr 66 Mal schlauer ist als man selbst, eine Reihe mathematischer Formeln einhämmern. Erst versteht man nichts, aber auch gar nichts. Dann aber, nach der x-ten Prügellektion, fügen sich nach und nach alle Bruchstücke zu einem Ganzen zusammen. Und das ist schlicht ehrfurchtgebietend, weil Anaal Nathrakh das Wort „Schmerzgrenze“ aus ihrem Wortschatz gestrichen haben.
Ein Beispiel: In ʻAshes Screaming Silenceʼ etwa wird das Hörerhirn mit markerschütternden Schreien und überschäumender Riffraserei geflutet, während dazwischen (wenngleich etwas sporadischer als sonst) klarer Gesang eingestreut wird, der einem vortäuscht, dass man noch klar bei Verstand ist und das hier wirklich passiert. Unglaublich
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