VOL. 3: (THE SUBLIMINAL VERSES) ist für Slipknot das, was das BLACK ALBUM (1991) für Metallica war: Ein signifikanter Stilbruch. Die Band setzt auf ruhige, melodische Klänge, die im starken Kontrast zu ihrem bisherigen Sound und der Entstehung der Platte stehen.
Eigene Vorhaben
Nach der Veröffentlichung ihres zweiten Studiowerks IOWA (2001) sprudelte die unerschöpfliche Energie der neun Maskenträger nur so aus ihnen heraus. Mit dieser Platte stürmten sie die Charts und wurden zu einer der führenden Kräfte in der Metal-Szene der frühen 2000er Jahre. Die anschließende Tournee festigte ihren Ruf als eine der chaotischsten und gefährlichsten Livebands, hinterließ aber auch deutliche Spuren bei den Musikern.
„Während des gesamten IOWA-Zyklus gab es viele Probleme“, meint Shawn Crahan alias Clown gegenüber Kerrang!. „Am Ende der IOWA-Tour konnten wir uns nicht einmal mehr ansehen, geschweige denn miteinander reden.“ Als sich diese Tournee dem Ende näherte, schien die Dynamik und Energie der Truppe endgültig zu erlahmen. Viele befürchteten, dass dies das Ende bedeuten könnte. Einzelne Band-Mitglieder begannen zudem, sich auf ihre eigenen Projekte zu konzentrieren. Sänger Corey Taylor und Gitarrist Jim Root belebten ihre Band Stone Sour wieder. Der 2021 verstorbene Drummer Joey Jordison gründete mit Musiker Wednesday 13 die Murderdolls. Und während Percussionist Crahan die experimentelle Band To My Surprise startete, machte sich Turntablist Sid Wilson als DJ Starscream einen Namen.
Slipknot finden wieder zueinander
Die zwischenmenschlichen Beziehungen waren am Boden und kaum jemand schien sich darum zu kümmern. Es brauchte demnach den Einsatz von Crahan, um die Band wieder zu vereinen. Nach und nach gelang es ihm, zu seinen Kollegen durchzudringen. Anstatt sie zu drängen, Songs zu schreiben oder ins Studio zu gehen, fokussierte er sich darauf, ihr Vertrauen zurückzugewinnen. Mit Unterstützung des Produzenten Rick Rubin ermutigte Crahan die anderen Herren, die seit Monaten kaum ein Wort miteinander gewechselt hatten, wieder zu kommunizieren. Rubin erinnerte sie vor allem an die Höhepunkte ihrer gemeinsamen Geschichte. „Rick war gut darin, uns alle zum Reden zu bringen. Er erkannte, dass er die Situation in den Griff bekommen musste, und sagte: ‚Gut, jetzt, da wir das hinter uns haben, lasst uns verdammt noch mal Musik machen und wieder Freunde sein‚“, erinnert sich Gitarrist Mick Thompson in einem Interview.
🛒 VOL 3.: (THE SUBLIMINAL VERSES) auf amazon.de bestellenUnd das taten sie. Mit Rubin, der bereits mit Slayer und System Of A Down zusammengearbeitet hatte, begannen sie, wenn auch zögerlich, ihre Arbeit. Doch während der Aufnahmen machten sich neue Schwierigkeiten bemerkbar: Taylor hatte beispielsweise mit seiner gescheiterten Ehe, schweren Alkoholproblemen und anderen persönlichen Problemen zu tun, über die er nicht sprach. Er stand sogar kurz davor, Slipknot zu verlassen, und hatte bereits ein Flug-Ticket gekauft, bevor Crahan ihn zum Bleiben überreden konnte. Aber auch bei anderen Mitgliedern traten diverse Herausforderungen auf, wie beispielsweise Drogenmissbrauch. Der 2010 verstorbene Bassist Paul Gray und Jordison arbeiteten in Schichtdiensten mit Root und Thomson.
Freiraum für Experimente
Nachdem Slipknot langsam ihren kreativen Schwung gefunden hatten, schufen Root und Thomson eine Mischung aus gnadenlosem Thrash und eigenwilligen Alternative Metal-Riffs; zusätzlich wagten sie sich an neue, progressive lyrische Passagen. In dieser Phase hielten sich ihr Produzent Rubin und Toningenieur Greg Fidelman bewusst zurück, um den Musikern Raum zu geben, ihren eigenen musikalischen Pfad zu erkunden.
Als die Formation bereit war, mit den Aufnahmen zu starten, präsentierte Fidelman Rubin die Tracks. Dieser analysierte sie gründlich und gab sie mit Kommentaren zurück. Durch die Überarbeitung der Lieder und die Integration einiger kreativer Gedanken von Rubin nahm das Album langsam Gestalt an. Schließlich verfeinerte Rubin das Material und brachte die intensivsten und wildesten Momente der Band zum Vorschein. Mit VOL. 3: (THE SUBLIMINAL VERSES) entstand ein Album, das nicht nur traditionellere und melodischere Song-Strukturen sowie erstmals Akustikgitarren präsentiert. Es ist außerdem das erste jugendfreie Slipknot-Werk, da es keine Schimpfwörter beinhaltet.
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