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Subway To Sally: Anfänge und Abschiede

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Das komplette Interview mit Subway To Sally findet ihr in der METAL HAMMER-Aprilausgabe 2023, erhältlich am Kiosk oder indem ihr das Heft bequem nach Hause bestellt. Noch einfacher und günstiger geht’s im Abo!

Vielleicht mag auch die Tatsache, dass Subway To Sallys Heimat Potsdam direkt an der schönen Havel liegt, im Unterbewusstsein eine Rolle gespielt haben. Ziemlich stimmig erscheint dieser Gedanke zumindest auf der Fahrt durch die Stadt, an diversen kleinen und mittelgroßen Seen sowie der (von Bodenski historisch eingeordneten) russischen Kolonie Alexandrowka vorbei und hinaus in den entlegenen Ortsteil Fahrland. Dort ergibt sich auf einem alten Bauernhof die Möglichkeit, noch tiefer in die früheste Geschichte der Band vorzudringen: Als Bodenskis Auto vorfährt, taucht auf dem mit mehreren kleinen Häusern bebauten und zwischenzeitlich als Handwerkerbleibe genutzten Gelände bereits Gitarrist, Trumscheit-Spieler und Hintergrundsänger Simon Levko auf.

„Der Alte“, wie er von seinen Kollegen aufgrund der namentlichen Verwechslungsgefahr genannt wird, begrüßt die Neuankömmlinge freundlich. „Hier war unser erster Proberaum. Am Anfang haben wir noch im ehemaligen Hühnerstall Musik gemacht“, erzählt er, und zeigt auf einen kleinen Holzverschlag. Bodenski erinnert sich daran, wie er während einer frühen Produktion einige Wochen lang über dem Stall wohnte. Später zogen Subway To Sally in das wenige Schritte entfernte Untergeschoss des Wohngebäudes von Levkos Eltern um und absolvierten dort ihre Proben. Im heutigen Wäschekeller erinnert nichts mehr daran. Die Treppe in den Raum hinunter kennen Fans jedoch vom Back-Cover des Debüts ALBUM 1994. Bodenski, Hampf und Levko nehmen auf den Stufen Platz und stellen zu dritt das damalige Band-Bild nach.

Stete Lärmbelästigung

Danach bittet Levko die Gruppe in die Küche seines Elternhauses, deren Wände unzählige Subway To Sally-Fotos und -Memorabilia zieren. Seine Mutter Erika heißt die Gäste willkommen, gießt Kaffee auf, reicht Kekse und kramt eine Schachtel hervor, in der sie alte Berichte über Subway To Sally aus Magazinen und Zeitungen aufbewahrt (darunter auch einige METAL HAMMER-Artikel). Sie erzählt, wie die junge Gruppe (damals noch mit Trompete-Spielerin Coni) nach den Proben aufgeregt und gleichermaßen zufrieden in ihrer Küche saß – und von der steten Lärmbelästigung, die es in der Frühphase (ohne jegliche Aussicht auf die künftigen Erfolge) zu ertragen galt. „Während der Proben habe ich auf Simons Sohn aufgepasst, der natürlich partout nicht schlafen wollte. Wie auch? Unser Schlafzimmer lag direkt über dem Keller, in dem sie stundenlang gelärmt haben! Noch bei den Nachbarn nebenan haben die Fensterscheiben geklirrt …“

Bodenski nickt schmunzelnd und spricht dankbar über die Toleranz der damaligen Anwohner – und über das Klingeln, das heute bei vollkommener Stille in seinen Ohren ertönt. Doch der Einsatz aller Beteiligten hat sich gelohnt: Wenige Jahre später rollten Nightliner zur Beladung auf den Hof, und die junge Band fuhr in die Welt hinaus. Dass es „die Kinder“ geschafft haben, erfüllt Mutter Erika sichtlich mit Stolz, der gedankliche Ausflug in die Vergangenheit macht ihr Spaß. „Wie geht es deiner Mutter?“, fragt sie Bodenski. Diese lebt seit dem Tod seines Vaters ebenfalls allein. „Ihr solltet euch mal wieder treffen“, sagt der Musiker. „Ich fahre sie gerne hierher.“

Gleichmacher Tod

Vor diesem Hintergrund erklärt sich womöglich, weshalb auf HIMMELFAHRT nicht nur der Themenkomplex Glaube und Religiösität eine nicht unerhebliche Rolle spielt (‘Gott spricht’, ‘Gaudens In Domino’, Albumtitel wie Optik), sondern auch der Tod. Dieser taucht in zwei Nummern auf: In der ergreifenden Abschlussballade ‘Lasst die Himmel fall’n’ betrauert das lyrische Ich den Abschied von der Geliebten, während ‘Auf dem Hügel’ auf einem Friedhof spielt und sich mit dem Gleichmacher Tod beschäftigt, der alle Menschen trifft, so unterschiedlich sie auch gelebt und gewirkt haben mögen. „Bei uns ist es quasi systemimmanent, auch darüber zu singen“, offenbart Fish über das traurige, bei Subway To Sally tatsächlich häufig bemühte Thema.

Der 53-Jährige will jedoch die positive Note in den Vordergrund rücken: „Jedem Tod wohnt auch ein Neuanfang inne. Am Schluss ist ‘Auf dem Hügel’ einfach auch ein wunderbares Stück Musik. Darin wird eine Wanderung über einen Friedhof besungen – was ich übrigens sehr oft mache, weil das sehr kontemplativ ist. Ich hege ein gewisses Interesse, gar nicht mal morbide, auf den alten Grabsteinen zu lesen, wer das war und was derjenige gemacht hat. Das finde ich spannend. Eine wunderschöne Idee, dieser musikalische Spaziergang über den Totenacker, der die einzelnen Leute beschreibt, die dort liegen.

Wegfliegen

Und dann die Vorstellung, dass sie irgendwann Flügel kriegen und aufsteigen …“„Wobei das der Moment des Vergessens ist“, wirft Bodenski ein, und berichtet von seinen persönlichen Erfahrungen mit diesem Thema. „Wir alle waren in den letzten Jahren leider auf mehreren Beerdigungen. Es gibt einen immer wiederkehrenden Spruch, der sehr gut ist und stimmt. Er besagt, dass die Menschen, die gegangen sind, in den Herzen derer, die sie lieben, weiterleben. Aber auch das ist endlich. Dieses Flügelkriegen und Wegfliegen beschreibt den Moment, in dem das aufhört und wir uns nicht mehr an sie erinnern. Damit spielt dieser Song lyrisch.“ Dass Friedhöfe (nicht nur für die schwarze Szene) Sehnsuchts-, Wohlfühl- oder gar Energieorte sein können und eine gewisse Anziehungskraft ausüben, steht außer Frage.

Wie zeitgemäß sie in einer Zeit sind, in der viele Kinder nicht mehr am selben Ort wie ihre Eltern oder Großeltern leben, wird im Band-Kreis lebhaft diskutiert. „Die Ermüdung, dort regelmäßig hinzugehen, tritt zweifellos ein; das erlebe ich am eigenen Leib“, berichtet der Sänger. „Ich hätte allerdings von vielen Menschen, die ich dort besuche, gerne viel mehr Fotos aus Lebzeiten – oder jemanden, der etwas über sie erzählen kann.“ Bodenski hingegen vertritt eine andere Auffassung zum Thema Friedhof: „Ich kenne viele Leute, für die es sehr wichtig ist, einen Ort zu haben, an dem sie sich an Menschen erinnern können.“

Weitere ausführliche Hintergründe zu HIMMELFAHRT und die Themen Tod, Zuversicht und Selbstverständnis in der Szene findet ihr in der METAL HAMMER-Aprilausgabe 2023.

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(c) Katrin Riedl
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