Joey Jordison ist tot: Ein Rückblick auf sein Leben und kreatives Schaffen

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„Wir sind todunglücklich, die Nachricht teilen zu müssen, dass Joey Jordison – erfolgreicher Schlagzeuger, Musiker und Künstler – friedlich in seinem Schlaf am 26. Juli 2021 verschieden ist. Er war 46 Jahre alt. Joeys Tod hat uns mit leeren Herzen und Gefühlen von unbeschreiblicher Trauer zurückgelassen.“ Erst vor wenigen Stunden wandte sich Jordisons Familie mit dieser erschütternden Nachricht an die Öffentlichkeit. Mit ihnen trauert nun die Metal-Welt – der Schock sitzt tief. In Gedenken blickt METAL HAMMER zurück auf das Leben des Drummers und die zentralen Stationen seines kreativen Schaffens.

Joey Jordison, 2010.
Joey Jordison, 2010.

Slipknot: In Bewegung

Zu Beginn der Neunziger Jahre geriet die Metal-Szene von Des Moines, Iowa, in Bewegung. Bands gründeten sich, gaben ihr gemeinsames Schaffen auf und fanden sich in veränderter Konstellation wieder. Des Moines‘ Untergrund war im Umbruch. Inmitten all dessen: Joey Jordison. Geboren am 26. April 1975, verbrachte er seine Kindheit und Jugend ebendort. Er spielte Gitarre, bevor er mit acht Jahren sein erstes Schlagzeug geschenkt bekam. Wenig später stürzte sich Jordison selbst ins Geschehen: Er wirkte in vielen lokalen Bands mit, bis er 1995 zu The Pale Ones – später: Slipknot – stieß.

Jordison war nicht nur der unglaublich talentierte Schlagzeuger der Band, welche die New Wave Of American Heavy Metal (mit-)anstieß, auch trug er als Gründungsmitglied und #1 maßgeblich zum Konzept der Gruppe bei. So legten The Pale Ones erst auf sein Drängen hin ihren Namen ab und tauften sich in Slipknot um. Auch ist die Bezeichnung der Mitglieder als „Maggots“ (zu deutsch: Maden) eine Idee von Jordison. Und auf dem Cover ihrer ersten Veröffentlichung MATE. FEED. KILL. REPEAT. (1996, Demo) ist es er, der nackt auf dem Boden kauert und aus seinem Käfig emporstarrt.

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Murderdolls: Horror

In den Neunziger Jahren war Jordison bei The Rejects aktiv – bis seine Karriere mit Slipknot an Fahrt gewann und die Zeit für andere Projekte knapp wurde. Doch entwickelte er nach einigen veröffentlichten Alben und gespielten Tourneen mit Slipknot erneut Interesse, seine vormalige Band gemeinsam mit dem ursprünglichen Sänger Dizzy Draztik wiederaufleben zu lassen. Kurzerhand wurden Tripp Eisen, Gitarrist der Industrial-Metal-Band Static-X, außerdem Schlagzeuger Racci Shay und Joseph Michael Poole in die Idee eingeweiht. Letzterer ist vorrangig unter seinem Künstlernamen Wednesday 13 bekannt. Ein neuer, zu den schaurigen Lyrics und zentralen Horror-Elementen passender Name musste her: Murderdolls.

Bereits im Jahr 2002 veröffentlichte die Glam Rock-Band ihr Debüt BEYOND THE VALLEY OF THE MURDERDOLLS, doch legten die Beteiligten das Projekt etwa zwei Jahre später auf Eis. Zwischen 2010 und 2011 wurde es von Wednesday 13 und Jordison wiederbelebt. Diese Reunion brachte das zweite und letzte Album der Murderdolls hervor, WOMEN AND CHILDREN LAST (2010).

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Scar The Martyr: Nachleben

In der Zwischenzeit veröffentlichte Jordison im Rahmen seines erfolgreichen Hauptprojekts vier Studioalben: SLIPKNOT (1999), IOWA (2001), außerdem VOL. 3: (THE SUBLIMINAL VERSES) (2004) und ALL HOPE IS GONE (2008). Nur zwei Jahre nach dem Erscheinen ihres vierten Langspielers verstarb Bassist und Gründungsmitglied Paul Gray mit nur 38 Jahren an einer Überdosis. In ihrer Trauer waren sich die hinterbliebenen Musiker nicht sicher, ob sie die Band ohne Gray weiterführen wollten oder überhaupt konnten. Also nahmen sie sich eine Auszeit von Slipknot – von der sie zurückkehrten. Noch bevor ihr nächstes Album 5: THE GRAY CHAPTER (2014), in welchem sie den Verlust ihres Freundes verarbeiteten, erschien, musste Jordison die Band im Dezember 2013 verlassen. Zunächst erklärten Slipknot, er sei wegen persönlicher Gründe freiwillig gegangen. Diese Aussage berichtigte Jordison wenig später: Tatsächlich wurde er gefeuert.

Bereits im April desselben Jahres kündigte der zu diesem Zeitpunkt noch in Slipknot aktive Jordison ein weiteres Projekt an: Scar The Martyr. Nach seinem Ausscheiden aus Slipknot fokussierte er sich vollständig auf diese Zusammenarbeit. Bis zu ihrer Auflösung im Mai 2016 veröffentlichte die Alternative-Metal-Supergroup ein einzelnes, Band-betiteltes Album. Es erschien noch im Gründungsjahr der Band.

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Vimic: Krankheit

Erst im Juni 2016 wandte sich Jordison bezüglich seiner Trennung von Slipknot erneut an die Öffentlichkeit. Er erklärte, dass er an einer Transversen Myelitis leidet. Diese seltene neurologische Krankheit machte es ihm unmöglich, weiterhin für Slipknot Schlagzeug zu spielen, da von ihr insbesondere Rücken und Beine betroffen sind. Im Jahr 2018 verkündete er, vollständig genesen zu sein. Damals musizierte Jordison bereits seit etwa drei Jahren mit seiner neuen Band Vimic. Gemeinsam mit seinen Scar The Martyr-Kollegen Kyle Konkiel und Matthew Tarach, Sänger Kalen Chase, außerdem Steve Marshall und Jed Simon an den Gitarren veröffentlichte er vier Singles. Später war außerdem Megadeths Dave Mustaine in den Schaffensprozess der Band involviert. Ihr Debüt OPEN YOUR OMEN wurde zwar angekündigt, dann aber verschoben und letztlich nie herausgebracht.

Unter anderem kamen die Arbeiten mit Vimic zum Erliegen, da Jordison zunehmend Zeit und Energie in seine neueste Band Sinsaenum investierte. Im Rahmen dieses Death Metal-Projekts traf Jordison mitunter auf Musiker von Dååth, DragonForce, Mayhem und SunnO))). Sinsaenums zwei Studioalben ECHOES OF THE TORTURED (2016) und REPULSION FOR HUMANITY (2018) sind die letzten musikalischen Werke, an welchen Joey Jordison mitwirkte. In ihnen lebt er nach seinem plötzlichen Tod weiter.

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Metal Hammer Magazine Getty Images

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