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Distortion: Diese fünf Heavy-Metal-Songs sind besonders verzerrt

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Sucht man im Internet nach den Schlüsselbegriffen „Heavy Metal ohne Distortion“, stößt man auf zahlreiche Videos und Beiträge. Sie alle vermitteln im Grunde dasselbe: Heavy Metal ohne Distortion klingt irgendwie wie Surf Rock, aus der Hölle. Eine Überlegung drängt sich auf: Ohne Distortion gäbe es keinen Heavy Metal, zumindest nicht so, wie wir ihn kennen. Doch was ist Distortion überhaupt? Distortion bedeutet schlicht und einfach „Verzerrung“ und ist der Überbegriff aller Geräte oder Software, die ein Audiosignal deformieren. Eigentlich. Hingegen verstehen die meisten unter Distortion einen ganz bestimmten Effekt, der sich neben all den anderen Fuzz-, Overdrive-, Reverb- und Delay-Pedalen einreiht, sich außerdem durch besonderen Groll auszeichnet.

Als integraler Bestandteil des Genres ist Distortion nicht wegzudenken. Im Folgenden stellen wir fünf besonders verzerrte Songs vor, die dies nachdrücklich verdeutlichen.

The Body: Postapokalypse

Erst am 29. Januar veröffentlichten Lee Buford (Drums) und Chip King (Gitarre und Vocals) alias The Body ihr mittlerweile achtes Studioalbum I’VE SEEN ALL I NEED TO SEE. Auf diesem missachtet das US-Duo wie immer jegliche Genre-Grenzen; außerdem verzichtet es auf sämtliche elektronische Elemente, die noch auf dem Album zuvor, REMIXES (2019), großzügig vorhanden waren. Stattdessen bedienen sich The Body extremer, geradezu stehender Distortion, gutturaler Stimmgewalt und postapokalyptisch-lärmender Leere. Man möchte meinen: Es handelt sich um einen ausgesprochen angemessenen Soundtrack für den Weltuntergang – und vor allem danach.

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Show Me The Body: Entrechtete Jugend

Auch Show Me The Body pflegen einen völlig befreiten Umgang mit entsprechendem Effekt. Ein Beispiel: der Track ‘Forks And Knives’, der als Teil ihres zuletzt erschienen Langspielers DOG WHISTLE (2019) veröffentlicht wurde. An wen sich dieses richtet, machten Show Me The Body in einem Statement zum Release deutlich: „Dieses Album und unsere Musik gehört keiner politischen Partei an. Keine Autorität oder politische Bewegung darf die Funktion unserer Musik für sich nutzen. Dieses Album ist persönlich. Es geht um und ist für die entrechtete Jugend dieser Stadt, dieses Landes, dieser Erde. Es ist für unsere Community und für jeden, der darin Schutz findet.“ Das Trio stammt aus New York und ist dort fest verankert in der ansässigen Kreativ-Community. Provokant verlöten Show Me The Body Hardcore Punk mit Industrial Hip Hop sowie Noise mit Sludge Metal.

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Ho99o9: Sprengkraft

Ho99o9 lassen sich nicht definieren. Bereits zuvor sind am Versuch dessen viele gescheitert; zu mannigfaltig, zu komplex ihr musikalischer Output. Allein ein rascher Blick in ihr staunendes, gleichsam verstörtes Publikum reicht aus, um zu erkennen, dass eine Vielzahl grundlegend verschiedener Personen in den nass-körperlichen, heftigen Shows des Trios ein Zuhause finden. Ursprünglich aus New Jersey, mittlerweile ansässig an der Westküste der USA, thematisieren ihre Tracks Polizeigewalt und Rassismus, Machtmissbrauch, außerdem die allgemeine Schräglage unserer Gesellschaft.

Doch: „Ho99o9 ist kein bisschen politisch. Wir reden einfach über das, was wir tagtäglich sehen und wovon wir etwas verstehen. Wir haben nicht viel Geld, also reden wir nicht darüber, im Benz herumzufahren, oder über verdammte Villen. Stattdessen sprechen wir über den Scheiß, den wir in den Nachrichten sehen, über Dinge, die wir hören oder durchmachen im Leben. Die Dinge, über die die Menschen sprechen. Realität“, erklärt einer der Kreativköpfe, bekannt als The OGM, seine Einstellung. Eine Einstellung, die unglaubliche Sprengkraft besitzt. Ho99o9 sucht seinesgleichen – glücklicherweise vergeblich. Übrigens: Nicht nur, doch besonders während des Lockdowns sind jegliche Live-Mitschnitte von Ho99o9 mehr als zu empfehlen, um den Hunger nach Live-Shows zu stillen.

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Sunn O))): Maximal spürbar

Bis zum Anschlag aufgedrehte Gitarren-, gerne auch Bass-Verstärker, Feedback, Echo und Hall. Konventionelle Rhythmen und Melodien sind nahezu non-existent, stattdessen: Brummen und Dröhnen. Dröhnen, das durch Mark und Bein geht; Dröhnen, das eigentlich akustische Signale maximal spürbar macht. Ihr ahnt es, gemeint ist ein besonders urgewaltiges Genre: Drone. Sunn O))), unumstrittene Götter des Genres, veröffentlichten seit der Jahrtausendwende neun düster-atmosphärische Alben, die sich allesamt im untersten Frequenzbereich bewegen – und das schleppend langsam. Zuletzt erschien PYROCLASTS (2019), bestehend aus vier wabernden Songs. Einer davon: Frost (C).

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Gravpel: Martialisch

Wem zuletzt rohe Aggression und schlichte Gewalt im eigenen Plattenregal fehlte, dem sei Gravpel ans Herz gelegt. Rücksichtslos, ja, martialisch wühlen sie sich durch den Dreck der Vergangenheit und Gegenwart, um sich den gewaltigen Wogen des ganz ursprünglichen Black Metal hinzugeben. Gravpel erschüttern, nicht zuletzt aufgrund ihrer eindrücklichen Liveshows – doch wollen die Basler mitnichten bloß provozieren. Auch streben Gravpel an, sowohl ungewöhnliche Körperbilder, als auch vielfältige sexuelle Identitäten zu entstigmatisieren, außerdem rechtsgerichteten Black-Metal-Bands das Fundament zu entreißen. Bisher veröffentlichten Gravpel eine Demo, ANARCHO-PRIMITIVIST BLACKMETAL (2019), weiterhin soll noch im kommenden Herbst ein erster Langspieler erscheinen.

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