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Im Infield bei: Sweden Rock 2017 – Teil 1

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Bereits seit 2010 sind die Tickets des Sweden Rock Festivals jedes Jahr auf 33.000 Stück limitiert. Dies schlägt sich zwar in einem vergleichsweise hohen Endpreis von 250 Euro für ein 4-Tages-Ticket nieder, macht sich aber auch in nahezu jeder Faser der Organisation positiv bemerkbar.

Kurze Schlangen an Toiletten, Getränke- und Essensständen, angenehm viel Platz vor den Bühnen und eine Vielzahl helfender Hände, die dank der logistisch hervorragend entzerrten Bühnenplatzierung für die stete  Sauberkeit des gesamten Festival-Geländes sorgen.

Familienfreundlich und generationsübergreifend

All diese Dinge tragen zu einer einzigartig entspannten Festival-Atmosphäre bei, die Jung und Alt gleichermaßen zusammenbringt. Auch wenn der Altersdurchschnitt vergleichsweise höher einzustufen ist als auf anderen gängigen europäischen Festivals, so ist das Sweden Rock insgesamt ein absolut familienfreundliches und generationsübergreifendes Event.

Die Offenheit ist hier deutlich zu spüren, und speziell in einem skandinavischen Land wie Schweden, wo fremde Leute im Alltag kaum nebeneinander im Bus sitzen, sicher keine Selbstverständlichkeit und wichtiger Teil des angenehmen Eskapismus, den das Festival mit sich bringt.

Ausgewogenes Line-up

Während auf den verschiedenen Campingplätzen ziemlich jede Art von Musik und Party zu vernehmen ist, bietet das Line-up jedes Jahr einen äußerst ausgewogenen Mix von Classic Rock bis zu Death Metal und so ziemlich jeder Rock- und Metal-Sparte dazwischen. Für 2017 heißen die älteren Rock-Semester Aerosmith, Scorpions, Ratt, Warlock, Wishbone Ash oder Black Star Riders, während In Flames, The Haunted, Amorphis, Wintersun oder Carcass die jüngere Metal-Fraktion bedienen.

Weitere Hochkaräter im breit gefächerten Genre-Potpourri hören auf die Namen Iced Earth, Running Wild, Alter Bridge, Steel Panther, Coheed And Cambria, Fates Warning, Candlemess oder Rival Sons – ein ausbalanciertes Line-up der harten Klänge, das ebenso einer der Hauptgründe ist, warum nahezu jede Altersgruppe auf dem Sweden Rock vertreten ist. Wer also einen ähnlich ausgedehnten Musikgeschmack hat, kommt an diesem Festival nicht vorbei!

Mittwoch, 07.06.2017

Black Star Riders

Hammerfalls ‘Riders Of The Storm’ wäre an diesem Abend sicher ein treffenderer Titel für die Thin Lizzy-Erben Black Star Riders. Ihnen wird nämlich die zweifelhafte Ehre zuteil, gegen einen Regensturm anzuspielen. Allerdings meistert das gestandene Quintett diese erschwerten Bedingungen höchst professionell und lässt sich bis auf die wild wehenden Mähnen rein gar nichts anmerken. Mit solch einem beherzten Einsatz und energischen Songs der Marke ‘Testify Or Say Goodbye’, ‘The Killer Instinct’ oder ‘Bound For Glory’ gelingt es ihnen dann auch, das Publikum wacker bei der Stange zu halten.

Mit dem dritten Album HEAVY FIRE haben sie sich zudem – zumindest was die Live-Performances angeht – nahezu komplett von ihren Thin Lizzy-Wurzeln gelöst und füllen ihr gut 90-minütiges Set mit Riders-Material, dass den Großtaten Lynotts und Co. aber in nichts nachsteht. Ganz ohne ‘The Boys Are Back In Town’ und den gebührenden Abschluss ‘Whiskey In The Jar’, die beim Publikum verständlicherweise immer noch die größten Reaktionen hervorrufen, geht’s dann allerdings doch nicht.

Donnerstag, 08.06.2017

Iced Earth

Jon Schaffer und seine Mannen liefern gewohnt starke Kost, wenn auch nichts wirklich Außergewöhnliches. Der neue Lead-Gitarrist Jake Dreyer erledigt seine Aufgabe trotz des im Gegensatz zu seinem Arbeitgeber noch recht jungen Alters (Baujahr ’92) äußerst selbstbewusst. Ansonsten gibt es noch die gelungene Live-Premiere des aggressiven Slayer-Verschnitts und INCORRUPTIBLE-Appetizers ‘Seven Headed Whore’ und die bereits bekannte ‘Great Heathen Army’ als Opener zu vermelden, ehe man sich wieder den gewohnten Set-Stammhaltern ‘Burning Times’, ‘Pure Evil’ oder Material aus Stu Blocks erfolgreichem Einstand DYSTOPIA bedient und damit die Menge bestens im Griff hat.

Der ein oder andere Publikumsliebling aus der Frühphase fällt dabei natürlich immer durchs Raster – mit ‘Watching Over Me’ als emotionalem und lautstark mitgesungenem Rausschmeißer machen Iced Earth aber sicher nichts falsch.

Svartanatt

Als eine echte Überraschung der schwedischen Retroszene stellen sich dieses Jahr die jungen Wilden von Svartanatt heraus. Solch zeitlose Melodien und Harmonien mitsamt Hammond-Teppich, die hier mit voller Inbrunst und Attitüde zum Besten gegeben werden, sind Hörgenuss auf höchstem Niveau. Als Ohrmuschelschmeichler seien hier besonders das herrlich schmissige ‘Demon’ und der Monster-Track ‘Thunderbirds Whispering Wind’ ans Herz gelegt – Geheimtipp!

Coheed And Cambria

Coheed And Cambria haben an diesem Tag nicht den leichtesten Stand. Das Hauptaugenmerk ihrer derzeitigen Tour-Aktivitäten liegt auf ihrem dritten und wohl besten, aber auch progressivsten Album GOOD APOLLO I’M THE BUNRING START IV, VOLUME ONE, das für das Sweden Rock-Publikum in Gänze dann doch etwas zu zäh daherkommt. Die Band um Wuschelkopf David Sanchez spielt zwar auf den Punkt, der Funke will aber trotz starkem Einstieg mit ‘Welcome Home’ oder dem später folgenden ‘The Suffering’ nicht wirklich überspringen. Ein klassisches Best Of-Set wäre für solch ein Festival wohl die bessere Wahl gewesen.

Fates Warning

In der Riege der progressiven Bands machen Fates Warning hinsichtlich der Setlist-Thematik eine deutlich bessere Figur als ihre Landsleute Coheed And Cambria. Bei glasklarem Sound und einer bestens eingespielten Band erstrahlen Klassiker wie ‘The Eleventh Hour’, ‘Point Of View’, das ein oder andere Kapitel aus A PLEASANT SHADE OF GRAY, aber auch Stücke des aktuellen Outputs THEORIES OF FLIGHT gleichermaßen in Glanz und Gloria. Damit stellen Fates Warning klar, dass sie in der Liga der großen US-Progressive-Metal-Bands nach wie vor ganz oben mitspielen.

Steel Panther

Bei Steel Panther stellt sich so langsam, aber sicher die Frage, wie lange das noch gutgehen kann: Die Qualität der Alben lässt kontinuierlich nach, das neueste Werk LOWER THE BAR ist bestenfalls Glam-Durchschnitt, und die schlüpfrigen Gags während ihrer Shows müssten ihnen, ähnlich wie die zündenden Song-Ideen, doch auch irgendwann ausgehen, oder? Weit gefehlt: Live sind Michael Starr, Satchel, Lexxi Foxx und Stix Zadinia immer noch ein Garant für DIE Party schlechthin auf jedem Festival.

Natürlich sind die Zutaten bekannt: Die hoffnungslos überzogene Persiflage auf alles, was in den Achtzigern jemals über den Sunset Strip getorkelt ist, die alles andere als jugendfreien Ansagen und die vor Sex, Drugs und noch mehr Drugs nur so triefenden Lyrics. Allerdings werden diese zentralen Bestandteile von den Protagonisten unter gnadenlosem Einbezug ihrer Fanthers so dermaßen kurzweilig rockend verpackt, dass ihnen die Lacher noch genauso sicher sind wie die zahlreichen entblößten Brüste während der Konzerte.

Mittlerweile kann man hier sicher von einem Steel Panther-Kult sprechen, der vor allem auf älteren Hits wie ‘Community Property’ oder ‘Party All Day (Fuck All Night)’ und den derben Entertainer-Qualitäten der Band fußt. Aufpassen müssen sie dennoch, dass sie sich diesen Status auf der Welle des Erfolgs nicht durch musikalische Standardware wieder vermiesen.

Aerosmith

Servus, oder auch „Aero-Vederci, Baby“ sagen Aerosmith auf ihrer derzeitigen Tournee. Nach Abschied fühlt sich der Auftritt des Donnerstag-Headliners allerdings nicht wirklich an. Dafür wirken Steven Tyler – der stimmlich eine tadellose Leistung abliefert – sowie der Rest der Truppe zu routiniert und abgebrüht. Ein Auftritt unter vielen, könnte man sagen, der zwar ansprechend in Szene gesetzt ist und mit einem ausgewogenen Querschnitt der Band-Historie einige musikalische Highlights bereithält, aber ansonsten keine wirklich magische Atmosphäre versprüht.

Zudem verkommt der Auftritt bisweilen zu einer bloßen Two-Man-Show mit den beiden schillernden Figuren Tyler und Perry, die dem Rest der Band mitunter unrecht tut. Fraglich ist auch, ob es bei solch einer Karriere vonnöten ist, diverse Cover-Ausflüge in Richtung Fleetwood Mac (‘Stop Messin‘ Around’ und ‘Oh Well’), The Beatles (‘Come Together’) oder James Brown (‘Mother Popcorn’) zu unternehmen, von denen zumindest das Fleetwood-Doppel kein wirklicher Stimmungsgarant ist.

‘Dream On’ mit fettem Flügel auf dem Bühnensteg, ‘Dude (Looks Like A Lady)’, ‘Cryin’’, ‘Walk This Way’ und viele weitere Aerosmith-Klassiker rechtfertigen den Headlinerslot letztlich aber doch noch und machen den Auftritt zu einer insgesamt runden wenn auch nicht bahnbrechenden Angelegenheit.

Weiter zu Teil 2 des Festival-Berichts.

Weiter zu Teil 3 des Festival-Berichts.

Die METAL HAMMER Juli-Ausgabe 2017: Stone Sour, Danzig, Iced Earth, Dying Fetus, Kiss live u.v.a.

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