Als höchster Berg der Erde wurde der Mount Everest bis heute unsagbar oft bestiegen. Jährlich trauen sich immer mehr Abenteuersuchende auf einen der beiden populären Pfade zum Gipfel und riskieren dafür ihr Leben: Allein im Jahr 2018 wurde der steinerne Riese von 807 Personen bestiegen. Da die Wetterbedingungen am Mount Everest besonders extrem sind, bleibt meist nur ein sehr kurzes Zeitfenster, den Gipfel zu erklimmen. Doch eine Garantie dafür, dass das Wetter auf der Route nach oben nicht doch umschlägt, gibt es nicht. Beispielsweise beschäftigen sich der Film ‘Everest – Gipfel ohne Gnade’ und das Buch ‘In eisige Höhen’ von Jon Krakauer mit dem Unglück am Mount Everest im Jahr 1996, bei dem eine Expeditionsgruppe vom Wetter überrascht wurde. Zwölf Menschen kamen ums Leben. Längst ist der Mount Everest zu einer überlaufenen Touristenattraktion verkommen: Am Berg stauen sich Aufstiegswillige, der Weg nach oben ist von Leichen abgestürzter Personen gesäumt.
Die menschliche Faszination für Berge und ihre Gipfel lässt sich nicht nur am Beispiel Mount Everest leicht erkennen. Allein der Anblick majestätischer Gebirgsketten löst in vielen den Eindruck von Erhabenheit aus. Folglich überrascht es nicht besonders, dass viele Musikschaffende jenes würdevolle Symbol in ihre Alben und Band-Konzepte einfließen lassen. Im Folgenden einige Beispiele – zum Welttag der Berge.
Mountain: Pioniere
Zwar ist der Mount Everest mit rund 8.848 Metern der höchste Berg unseres blauen Planeten, doch nicht unseres Sonnensystems. Jener befindet sich auf dem Mars. Dort ragt mit einer Höhe von knapp 22 Kilometern der Olympus Mons empor. Beide Berge sind, zumindest aus menschlicher Sicht, unvorstellbar alt. Mountain, die Band, hingegen gründeten sich erst vor wenigen Jahrzehnten, nämlich 1969. In Woodstock spielten Mountain ein unvergessliches Set. Das wurde allerdings weder in den Film aufgenommen, noch fand ihre Performance auf WOODSTOCK I, dem ersten Teil der zugehörigen Live-Platte, einen Platz. Nichtsdestotrotz zählten Mountain damals neben Led Zeppelin und Deep Purple zu den Pionieren des Hard Rock.
Deep Purple: River Deep, Mountain High
Bevor Sänger Rod Evans durch Ian Gillan ersetzt wurde und auf Bassist Nick Simper Roger Glover folgte, veröffentlichten Deep Purple in ihrer Urbesetzung drei Langspieler, die mit ihrer späteren musikalischen Ausrichtung nur wenig zu tun hatten. Beispielsweise wies ihr Debüt SHADES OF DEEP PURPLE (1968) noch starke Parallelen zur damals aktuellen Pop-Musik auf – und trotzdem schlichen sich bereits Elemente ein, die von vielen als ungewöhnlich und hart empfunden wurden. Während ihr Debüt in der amerikanischen Album-Hitparade „Billboard 200“ bis auf Platz 24 emporkletterte, floppte Deep Purples zweites Album. Auf THE BOOK OF TALIESYN (1968) finden sich viele Klassik-Elemente – und ihr Cover von ‘River Deep, Mountain High’. Ein Song, der ursprünglich von Ike & Tina Turner stammt.
Savatage: Hall Of The Mountain King
Jon Oliva ist nicht nur Gründer und Keyboarder sowie ehemaliger Lead-Sänger der Band Savatage, sondern auch: Mountain King. Liebevoll ruft ihn die Fan-Gemeinde seiner Band nach dem Titel-Song des gleichnamigen Albums HALL OF THE MOUNTAIN KING (1987). Dieses wird häufig als Wendepunkt der musikalischen Ausrichtung der Band bezeichnet: Erstmalig experimentierten Savatage mit Elementen des Progressive Metal, außerdem weist ‘Prelude To Madness’ erste Züge späterer Musical-beeinflusster Songs auf. Im Übrigen handelt es sich bei ‘Prelude To Madness’ um ein Arrangement von ‘In The Hall Of The Mountain King’ des norwegischen, romantischen Komponisten Edvard Grieg. Auch der Titel des Albums scheint von dessen Werk inspiriert.
Sleep: Holy Mountain
Zu Beginn der 90er-Jahre traten Kyuss, Monster Magnet und Fu Manchu eine Lawine los, die sich später Stoner Rock nennen sollte. Obwohl Sleep gerne zu den Pionieren des Stoner Rock hinzugezählt werden, hoben sie sich schon damals von den übrigen Vertretern ab: Sie waren schleppender, düsterer – und schienen dem Erbe von Black Sabbath eine neue Dimension zu verpassen. Gleich ihr zweites Album, SLEEP’S HOLY MOUNTAIN (1992), wurde als eins der wichtigsten Alben der damals aufkeimenden Szene bekannt. Der Titel des Albums bediente sich der Symbolik heiliger Berge. In vielen Kulturen wurden geografische Erhebungen beispielsweise mit Gottheiten sowie Geistern und deren Wohnorten in Verbindung gebracht und daher verehrt. Andere Berge wiederum wurden mystifiziert, weil sie als Wetterscheiden gelten oder ihnen wichtige Quellen entspringen.
System Of A Down: Holy Mountains
Egal aus welchem Grund ein Berg als heilig gilt, meist ändert sich dieser Status nicht mehr so schnell. Auch die symbolische Bedeutung des schlafenden Vulkans, den Serj Tankian in ‘Holy Mountains’ besingt, bleibt fester Bestandteil der Menschheitsgeschichte: In der armenischen Kultur erinnert der Berg Ararat an den Genozid an der armenischen Bevölkerung zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Alle Mitglieder von System Of A Down sind armenischer Abstammung. In ‘Holy Mountains’ (HYPNOTIZE, 2005) verarbeitet die Band dieses schwere Erbe. Tankian singt in Bezug auf die Seelen der unzähligen Opfer: „They have returned, resting on the mountainside.“