176
Evanescence FALLEN (2003)
Ist es Gothic Rock? Handelt es sich um New- oder doch Symphonic Metal? Vokalistin Amy Lee lässt auf der emotionalen Klaviatur keine Wünsche offen und serviert gefühlsbetonte Dramen ebenso stilsicher wie präzise Rock-Ausbrüche. Angetrieben von den Singles ‘Bring Me To Life’, ‘Going Under’ und ‘My Immortal’ avanciert dieses Debüt mit über 17 Millionen verkauften Einheiten weltweit zu einem der meistverkauften Alben des 21. Jahrhunderts.
177
Anthrax SPREADING THE DISEASE (1985)
Die zweite Scheibe der New Yorker Thrasher, die erste mit Joey Belladonna am Mikrofon – und das zeigt Wirkung. Die melodische stimmliche Komponente mit der treffsicheren Rasanz des Materials erhöht im Vergleich zum 1984 veröffentlichten Debütalbum den Hookline-Faktor um ein Vielfaches. Hinzu kommt die gestiegene klangliche Qualität. Im Gesamtpaket stellt SPREADING THE DISEASE den Türöffner für die spätere Weltkarriere von Anthrax dar.
178
Kreator EXTREME AGGRESSION (1989)
Kreator wollen mit ihrem vierten Album hörbar mehr. Die Melodien sind schnittiger, die einzelnen Song-Teile strukturierter. Mit Produzent Randy Burns, der zuvor mit unter anderem Megadeth und Dark Angel gearbeitet hatte, holt man sich internationales Renommee ans Mischpult. Burns ist mit den Aufnahmen in Berlin allerdings unzufrieden und siedelt mit der Band nach Los Angeles zu Neuaufnahmen um. Lohn der Mühen: über 200.000 verkaufte Einheiten weltweit.
179
Carcass NECROTICISM: DESCANTING THE INSALUBRIOUS (1991)
Wendepunkt. Auf dem dritten Album wenden sich Carcass deutlich vom Grindcore ihrer Anfangstage ab und flirten stattdessen heftig mit Death Metal. Dass Michael Amott erstmals das Griffbrett bearbeitet, unterstützt die Band auf dem Weg in tödlich-melodischeres Terrain. Von Stilschubladen halten die Protagonisten aber ohnehin nichts, für sie spielen Carcass „einfach extreme Musik“. Nachzuhören auf NECROTICISM: DESCANTING THE INSALUBRIOUS.
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Helloween WALLS OF JERICHO (1985)
Das Kürbispflänzchen streckt erstmalig den Kopf aus der Versenkung! Auf dem Debüt ist Kai Hansen nicht nur als Gitarrist, sondern auch als Sänger zu hören. Das Material weist zwar bereits alle Inhalte auf, welche die Hamburger Formation in den kommenden Dekaden zu einem festen Bestandteil der weltweiten Metal-Szene machen, wirkt aber im Vergleich zum folgenden KEEPER-Doppelschlag noch etwas direkter, weniger harmonieverliebt und damit heftiger.
181
Bathory BLOOD FIRE DEATH (1988)
Weg vom Satanismus hin zur nordischen Mythologie. Nicht nur inhaltlich stellt BLOOD FIRE DEATH einen Wendepunkt für Thomas Forsberg alias Quorthon dar. Die Musik des vierten Studioalbums, das laut des Protagonisten in einer Garage aufgenommen wurde, beinhaltet entsprechend viele Bezugspunkte zum Viking Metal. Black und Thrash darf es natürlich auch sein – Hauptsache, es scheppert und endet in wohlig unterkühlter Raserei.
182
Deep Purple IN ROCK (1970)
Ian Gillan, Ritchie Blackmore, Jon Lord, Roger Glover und Ian Paice – für viele Rock-Fans ist die Mark II-Besetzung die beste Version von Deep Purple. Entsprechend fällt auch die Qualität der ersten Aufnahme dieses Line-ups aus: IN ROCK fegt die Sechziger Jahre weg und brilliert nicht nur mit monumentalem Cover sowie wilder Rock-Attitüde (‘Speed King’), sondern auch musikalischen Kunststückchen (‘Child In Time’). Auf diesem Fundament wird die Weltkarriere Deep Purples gebaut.
183
Warlock TRIUMPH AND AGONY (1987)
Mit TRIUMPH AND AGONY gelingt den Düsseldorfern endgültig der Sprung in das internationale Geschäft. Die Qualität der Produktion schlägt die drei Vorgängeralben um Längen, und zum Heavy Metal gesellen sich vermehrt Hard Rock-Sequenzen, welche nicht nur der Sängerin ein breites Betätigungsfeld bieten, sondern auch die Zielgruppe sinnbringend erweitert (Hit ‘All We Are’ inklusive). Im Anschluss startet Doro ihre Solokarriere, Warlock lösen sich auf.
184
Savatage STREETS – A ROCK OPERA (1991)
Das theatralische Element dieser US-amerikanischen Formation kommt hier vollends zum Tragen: Die Geschichte von STREETS – A ROCK OPERA wurde bereits Ende der Siebziger von Produzent Paul O’Neill erdacht und sollte ursprünglich ein Broadway-Musical werden, bevor sich die Oliva-Brüder die Idee für ein Konzeptwerk sicherten. Musikalisch brillant, atmosphärisch dicht, dramatisch, packend, mitreißend. Sieben von sieben Punkten.
185
Ghost IMPERA (2022)
Tobias Forge unterzieht auf dem Konzeptwerk über den Aufstieg und Fall von Imperien Ghost einer weiteren Schönheitsoperation. Die Grenzen zwischen Rock, Metal und Pop verlaufen noch fließender. Das Ziel ist eine Band, die im Sinne von Queen keine Scheuklappen kennt. Die Fans folgen Papa Emeritus IV: In Deutschland, Österreich, Schweden und Finnland grüßen Ghost von der Chart-Spitze, in den USA und England reicht es für Position zwei.
186
Whitesnake 1987 (1987)
Manchmal lohnt sich eine Ehrenrunde: ‘Here I Go Again’ (ursprünglich 1982 veröffentlicht) avanciert in der aufpolierten, an die damals gängigen Hard Rock-Formate angelehnten Version von 1987 zum Welt-Hit. Im Zuge weiterer erfolgreicher Auskopplungen (‘Is This Love’, ‘Still Of The Night’) stellt das siebte Album Whitesnakes Visitenkarte dar: kraftvolle Riffs und schmeichelnde Arrangements treffen auf die charismatische Stimme von Coverdale. Allein in den USA hagelt es achtmal Platin.
187
Queensrÿche RAGE FOR ORDER (1986)
Bereits auf dem zweiten Album wird klar, dass Queensrÿche nicht als klassische Metal-Kapelle in die Geschichte eingehen wollen (auch wenn die Glam-Fotos anderes vermuten lassen). Die Kompositionen fallen abwechslungsreicher aus, die Texte sinnieren über sozialpolitische und technologische Themen, die Arrangements wirken kühl und futuristisch. Dass die Band vor solch unterschiedlichen Acts wie Ozzy, Ratt, Bon Jovi oder AC/DC tourt, zeigt, wie schwer Queensrÿche damals zu greifen waren.
188
Saxon DENIM AND LEATHER (1981)
Heavy Metal als Jugendkultur. DENIM AND LEATHER dokumentiert bereits im Titel den Willen, der Soundtrack einer ganzen Headbanger-Generation zu sein, die im Zuge der NWOBHM nach oben gespült wurde. Entsprechend fällt die Musik aus: Straffe Riffs treffen auf wilde Momente und hohes Melodiegefühl, welche im Chorus den Mitgrölfaktor kitzeln. Die Scheibe trifft den Nerv der Zielgruppe. In Deutschland knackt die Scheibe die Top 40, in England gar die Top Ten.
189
Manowar BATTLE HYMNS (1982)
Motorrad, Schwert, Leder und Adler – das sieht nach Manowar aus, hört sich auf dem Debüt aber etwas anders an als in den auf Hochglanz und Sixpack polierten Testosteron-Folgejahren. BATTLE HYMNS enthält noch einige klassische Rock-Einflüsse, was der Scheibe einen unbeschwerten Charme verleiht. Episch geht es trotzdem zu (nicht nur wegen des Titellieds und ‘William’s Tale’, dessen Melodie von Gioachino Rossini stammt) – Oscar-Preisträger Orson Welles erhebt für ‘Dark Avenger’ seine Stimme.
190
Slipknot VOL. 3: (THE SUBLIMINAL VERSES) (2004)
Slipknots Ausbruch: Anstatt die Aggressionsorgien der ersten zwei Scheiben zu wiederholen (und kommerziell auf die sichere Nummer zu setzen), öffnet die Band sich und Fans neue Horizonte. Ruhige Momente halten ebenso Einzug wie rockige Einflüsse, die Melodien gewinnen an Gewicht, Rick Rubins Produktion wirkt transparenter. Die Scheibe strahlt Ruhe und Selbstbewusstsein aus. So steigert sich die Dynamik, und Slipknot gelangen auf den Pfad, der sie bis in die Gegenwart einzigartig macht.
191
Black Sabbath SABOTAGE (1975)
Rechtliche Prozesse, Streitigkeiten zwischen Ozzy und Iommi, Zeit- und Gelddruck: Das Album trägt seinen Titel nicht umsonst und setzt im Vergleich zum Vorgängerwerk SABBATH BLOODY SABBATH (1973) vermehrt wieder auf den Urkern dieser Band: monumentale Riffs, süffige Melodielinien und Ozzys Karma. Mit SABOTAGE befreien sich Black Sabbath aus einer Zeit der Krise mit einem ihrer besten Alben – und treten nebenbei mit ‘Symptom Of The Universe’ als Geburtshelfer des Thrash Metal in Erscheinung.
192
Alice Cooper TRASH (1989)
Allein die Präsenz von ‘Poison’ auf dem elften Studioalbum von Alice Cooper rechtfertigt die Anwesenheit in jedweder Bestenliste. Aber natürlich nicht nur: TRASH ist das Highlight von Coopers Hair Metal-Phase und beschert ihm die größten Erfolge seit den Siebzigern.
193
Gary Moore WILD FRONTIER (1987)
Ein guter Opener ist die halbe Miete. Das denkt sich auch Gary Moore und beginnt seine sechste Soloplatte mit dem verwunschenen ‘Over The Hills And Far Away’. Gewidmet ist das nostalgische WILD FRONTIER seiner Heimat Nordirland und dem kurz zuvor verstorbenen Phil Lynott.
194
Cradle Of Filth CRUELTY AND THE BEAST (1998)
Produktion ist im Black Metal nicht so wichtig. Deswegen gelingt Cradle Of Filth mit den Nachthymnen von CRUELTY AND THE BEAST trotz des Drumsounds ein finsteres Meisterwerk rund um die Blutgräfin Elizabeth Báthory – den Über-Song ‘Bathory Aria’ inklusive.
195
Skid Row SKID ROW (1989)
Spätzünder mit Folgen: Das Skid Row-Debüt kommt 1989 nur langsam in die Gänge. Eine Tournee mit Bon Jovi später laufen die Videos zu ‘Youth Gone Wild’ oder ‘18 And Life’ plötzlich auf MTV und machen die Band aus New Jersey zu den letzten Glam Metal-Posterboys vor dem Grunge.
196
Judas Priest SAD WINGS OF DESTINY (1976)
Nach den Vorläufern Black Sabbath und Deep Purple machen Judas Priest den Heavy Metal mit ihrer zweiten Platte zu dem, was er ist: Episches Artwork, düstere Themen, technisch anspruchsvolle Musik und opernhafter Gesang beeinflussen alles von Iron Maiden bis Van Halen.
197
AC/DC THE RAZORS EDGE (1990)
Irgendwie witzig, dass Kritiker 1990 AC/DC vorwerfen, die Band würde sich nur wiederholen. Diese kitzeln natürlich auch auf THE RAZORS EDGE manche Finesse aus ihrem kompakten, schwitzenden Hard Rock heraus – allen voran die Wunderwaffe namens ‘Thunderstruck’.
198
Converge JANE DOE (2001)
Die vierte Scheibe von Converge bedeutet für die Amerikaner den Durchbruch und für den Post Hardcore einen Klassiker. Tollwütiges Tempo, psychotische Stimmung, knallharte Riffs, verzweifeltes Geschrei und gnadenloser Groove machen JANE DOE zum anspruchsvollen Gamechanger.
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Deftones AROUND THE FUR (1997)
Nach diesem Album ist im Metal nichts mehr wie zuvor: Mehr noch als Korn ändern Deftones mit ihrem zweiten Album die Spielregeln des Genres. AROUND THE FUR bringt Metal, Shoegaze und Wave zusammen und beweist, dass man auch als Metalhead The Cure lieben kann.
Mit Texten von Sebastian Kessler, Tom Lubowski, Katrin Riedl, Björn Springorum, Frank Thießies, Matthias Weckmann
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